Untergrundkirche kämpft gegen Bevormundung

Peking – Chinas Katholiken werden vom Staat streng kontrolliert. Die Kirche ist seit Jahrzehnten gespalten – in die regimetreue „Patriotische Vereinigung“ und in die Rom treue Untergrundkirche. Die Meldungen aus dem Reich der Mitte sind nach wie vor Besorgnis erregend: Papsttreue Bischöfe und Priester verschwinden, sitzen in Haft, oder werden zum Beitritt in die Staatskirche gezwungen. Berichtet wird auch von Kreuzabrissen und massivem Druck auf Gläubige. Zudem stößt Chinas Praxis bei Bischofsernennungen auf Kritik. Der Vatikan beansprucht das Recht, Bischöfe frei zu ernennen. China lehnt dies als Einmischung ab und bestimmt sie im Alleingang.

Richtungsstreit verschärft sich

Zusätzliche Verstimmung brachte das Ende 2016 abgehaltene Treffen der „Patriotischen Vereinigung“. So forderte Wang Zuo-an aus der chinesischen Religionsbehörde vom Vatikan ein „flexibles und pragmatisches“ Handeln. Yu Thengsheng, ein Mitglied des Politbüros und dessen ständigen Ausschusses, forderte von der katholischen Kirche das Bekenntnis zu einem „Sozialismus mit chinesischem Gesicht“. Darunter wird wirtschaftliche Liberalisierung ohne politische Reformen verstanden. Die Reaktion der Untergrundkirche folgte prompt. Die Bischöfe hätten sich „an die Kommunisten verkauft“ und das Vokabular des Regimes kritiklos übernommen. Dass die Religionsbehörde vom Vatikan „Flexibilität und Pragmatismus“ verlange, sei kein gutes Vorzeichen für den Dialog zwischen Peking und Rom, zitierte das Nachrichtenportal AsiaNews einen anonymen Priester.
Das Treffen sei ein einstudiertes Marionettentheater gewesen, beklagte zudem der im Untergrund tätige „Pater Petrus“. Sowohl die Teilnehmer am Podium wie auch das Publikum seien wie Schauspieler gut vorbereitet gewesen. Das Sagen habe nicht die Kirche, sondern die politischen Machthaber, so der Priester.
Hinter den Kulissen soll dennoch an einem – für beide Seiten tragbaren – künftigen Verfahren für Bischofsernennungen gearbeitet werden. So könnte es einem Reuters-Bericht zufolge eine Lösung geben, bei der der Klerus in China die Bischöfe wählt und der Vatikan ein Vetorecht hat.

Plant Papst Franziskus Reise nach China?

Trotz der genannten Streitfragen setzt Papst Franziskus auf Entspannung und Dialog: „Wir stehen in guten Beziehungen. Es wird geprüft, man spricht miteinander und es gibt Arbeitskommissionen“, versicherte der Papst bereits im Oktober des Vorjahres. China habe einen „unerschöpflichen Reichtum an Kultur und Weisheit“ vorzuweisen und zähle zu den „zivilisiertesten Zivilisationen“ überhaupt. Gemunkelt wird zudem über eine geplante Reise nach China. Wenn man ihn einlade, sei er dabei, deutete Franziskus unlängst im Gespräch mit der spanischen Tageszeitung „El Pais“ an.

Hintergrundinformation

Offiziellen Zahlen zufolge zählt die katholische Kirche in China 5,7 Millionen Mitglieder. Inoffizielle Zahlen gehen von etwa 12 Millionen aus. Seit 1951 bestehen zwischen dem Vatikan und China keine offiziellen Beziehungen. Laut dem Hongkonger Kardinal John Tong gibt es in China derzeit sieben vom Vatikan nicht anerkannte amtierende Bischöfe und über 30 Untergrund-Bischöfe, die Peking nicht akzeptiert. (rv/asianews/kna)

Die Unterkirche verliert ihre papsttreuen Priester
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