Ein besonderer Schwerpunkt der diesjährigen LANGEN NACHT DER KIRCHEN am 29. Mai 2015 ist der Blick auf die wachsende, besorgniserregende Christenverfolgung in vielen Ländern der Welt. Dazu bildet heuer unser traditioneller CSI-Schweigemarsch den Auftakt.
Der von Kardinal Schönborn und Vertretern der Ökumene angeführte Protestzug am 29. Mai beginnt heuer um 17.15 Uhr vom Stephansplatz und endet in der Augustinerkirche (s. Flyer im Attachment). Dort wird im Rahmen einer Ökumenischen Feier ein modernes „Golgotha“- Triptychon eines nigerianischen Künstlers in einem linken Seitenaltar gesegnet. (Für Foto und Erklärung hier klicken)
Das Bild ist ein Geschenk von CSI-Österreich aus unserer Projektarbeit für Waisenkinder im südnigerianischen Enugu. Die Kinder haben ihre Familie durch Terrorangriffe von Boko Haram auf Christen verloren.
Nigerianisches GOLGOTHA-Bild
Triptychon am Seitenaltar für verfolgte Christen in der Wiener Augustinerkirche, von Samuel Palmtree, Nigeria
Kurze Interpretation des Ölgemäldes
Das Bild soll eine künstlerisch überhöhte, kaleidoskopartige Vergegenwärtigung des Leidens der verfolgten Christen dem Betrachter deutlich machen.
Aus der Erfahrung des Leids in Nigeria, geschürt durch eigene Erlebnisse und Erzählungen geflüchteter Überlebender, hat der einheimische Künstler Samuel Palmtree ein Bild geschaffen, das in der realen Verfolgungssituation der Gegenwart im Nigeria des Jahres 2015 wurzelt. Es zeigt in seiner Schonungslosigkeit das Leiden der heutigen – nur wegen ihres Glaubens – entführten, inhaftierten, gelynchten und gefolterten Christen. Konkret werden im Mittelteil mit der Handgranate die Schriftzüge von „Boko Haram“ (islamische Terrororganisation in Zusammenhang mit dem Islamischen Staat) bildbestimmend. Dennoch ist am rechten Rand im Schriftzug Boko Haram die betende Gottesmutter zu sehen mit dem Stern. Darin wird deutlich, dass im Glauben der Christen die „Stella Maris“, die Gottesmutter, die als Meeresstern der einzelnen Seele auf dem „Meer des Lebens“ die Richtung weist und auch Schiffbrüchigen zu Hilfe kommt,[1] am Ende triumphiert, im Glauben an den Auferstandenen auch über Gewalt und Tod. Darunter ist eine Kirche zu sehen, die an die Bomben- und Selbstmordattentate auf christliche Kirchen erinnert. Am unteren Rand sind die Särge und abgeschnittene Köpfe zu sehen – auch dies eine Erinnerung an die Morde z.B. an den koptischen und äthiopischen Christen am Strand des Mittelmeeres. Wichtig ist der Hinweis auf den Kopf mit der Pistole am linken Rand. Im Kopf leuchtet ein Kreuzzeichen auf. Das weist hin auf die Weigerung der Christen, selbst angesichts ihrer grausamen Ermordung durch Enthauptung nicht den Glauben an Christus, den Gekreuzigten zu verleugnen, auch wenn sie damit ihr Leben hätten retten können.
Dies ist ein Glaubenszeugnis, das uns viel zu denken gibt. Im Zentrum des Bildes aber, fast nicht zu sehen, steht über die ganze Länge und Breite des Bildes das Kreuz, aufgerichtet über den Köpfen der enthaupteten Christen. Das ist wirklich ein Golgotha-Bild.
Im rechten Teil des Triptychons die Ermordung durch Feuer und Schwert, auch von Kindern und jungen Frauen. Das linke Bildteil zeigt im Schriftzug den Rekurs auf ISIS sowie Christen, die am Kreuzbalken aufgehängt werden.
Noch vieles kann in den Details am originalen Bild entdeckt werden. Es ist trotz aller Schrecken ein Bild voller Farben, die aus dem Dunkel an den Seiten in das Licht in der Mitte im Kreuz hinführen.
Wichtig ist auch, was das Bild NICHT zeigt: Es werden in keiner Weise der Koran oder der Islam als Religion grundsätzlich angegriffen oder in Generalverdacht erhoben. Am Beispiel der verfolgten Christen ist das ganze Bild ein flammender Appell für das Menschenrecht auf Religionsfreiheit und gegen jeden Terror, der im Namen eines Gottes verübt wird.
Möge dieses Bild uns zum Nachdenken bringen und uns dazu ermutigen, die friedvollen Menschen aus allen Religionen zum Dialog zu führen. Damit Hass und Glaubensterror in keiner Glaubensgemeinschaft mehr geduldet werden. Dafür steht auch CSI-Österreich ein.
[1] „Stella Maris, Meeresstern, ist der beliebteste Beiname, mit dem die Seeleute von jeher diejenige anriefen, deren Schutz und Beistand sie vertrauen: die Jungfrau Maria. Jesus Christus, ihr Sohn, begleitete seine Jünger auf ihren Fischerbooten.“ Papst Johannes Paul II. im apostolischen Schreiben Stella Maris.