jacques-mouradWeitere 40 christliche Geiseln haben es ebenfalls geschafft, der Haft zu entkommen

Pater Jacques Mourad, Prior des Mar Elian-Klosters (*) von Qaryatain, ist wieder auf freiem Fuß. Kurz nach seiner eigenen Befreiung antwortete er am Telefon aus Zaydal (unweit von Homs) die Fragen einer Klosterschwester, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte:

Pater Jacques, wie sind Sie entführt worden?

Es waren drei bewaffnete Männer des IS, die am 21. Mai 2015 in meinem Mar Elian-Kloster von Qaryatain eingedrungen sind und mich, gemeinsam mit meinem Diakon Boutros, verschleppt haben. Die ersten vier Tage haben wir in einem mitten im Gebirge abgestellten Auto verbracht. Es war das gleiche Fahrzeug, in das uns die maskierten Männer hineingezerrt hatten. Dann haben sie uns in ein Haus nach Raqqa gebracht, wo wir 3 Monate lang in Haft waren. Am 11. August sind wir nach Palmyra, zu den weiteren gefangen gehaltenen 250 Christen aus Qaryatain, versetzt worden.“

Wie haben Sie Ihre Gefangenschaft erlebt?

Während meines Gefängnisaufenthaltes habe ich natürlich Angst gehabt. Fast täglich haben mich verschiedene IS-Wachen in meiner Zelle besucht und mich gefragt: „Wer bist Du?“ Ich antwortete: „Ich bin Christ.“ „Dann bist Du ein Ungläubiger“ – schrien sie mich an – „wenn Du nicht bald zum Islam konvertierst, werden wir Dich mit dem Schwert umbringen“. Doch je mehr die Zeit verging, umso mehr verspürte ich plötzlich eine große innere Ruhe. Ich hatte keine Angst mehr vor meinem bevorstehenden Tod. Sollte ich sterben, war mir wohl bewusst, dass ich von den vielen hingerichteten christlichen Märtyrern weder der erste noch der letzte sein würde…“

Wie haben Sie es geschafft, wieder auf freiem Fuß zu sein?

Darauf möchte ich nicht näher eingehen. Ich habe mich getarnt und bin, mit Hilfe eines muslimischen Freundes, am vergangenen Samstag von Qaryatain mit einem Moped geflüchtet. Jetzt versuche ich, gemeinsam mit einem orthodoxen Priester und muslimischen Freunden, auch die anderen gefangenen Christen zu befreien. Gerade heute haben es weitere 40 Christen geschafft, aus der Haft zu entkommen. Ich möchte mich bei allen bedanken, die intensiv auch für mich gebetet haben. Es ist ein echtes Wunder, dass sich ein Priester aus den Fängen des IS überhaupt befreien konnte.“ (Übersetzung aus dem am 12. Okt. 2015 ausgestrahlten italienischen TV-Bericht mit TG 2000)

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(*) Anm.: Nach der Eroberung der Stadt am 5./6. August wurde das Kloster aus dem 5. Jh. von den IS-Terroristen mit Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht.