Asmara

Eritrea: Orthodoxer Patriarch Antonios unter Hausarrest verstorben

Die eritreische Regierung verweigerte ihm eine medizinische Behandlung im Ausland.

Vergangene Woche verstarb Abune Antonios, Patriarch der Eritreisch-Orthodoxen Kirche, im Alter von 94 Jahren. Die Todesursache ist noch unklar, Antonios litt aber seit mehreren Jahren an schwerem Diabetes und Bluthochdruck.

Der Patriarch war sehr beliebt unter den Gläubigen, weshalb eine große Menschenmenge an seiner Beerdigung im Andreas-Kloster, in dem er aufgewachsen war, teilnahm. Viele von den Teilnehmenden legten dafür weite Strecken zu Fuß zurück.

Antonios verbrachte die letzten 16 Jahre seines Lebens unter Hausarrest in der Hauptstadt Asmara, nachdem er widerrechtlich von der Regierung abgesetzt worden war, da er die Freilassung von drei Priestern gefordert hatte. Außerdem hatte er sich geweigert, Tausende von der Regierung vorgesehene Gläubige zu exkommunizieren. Der Patriarch wurde schließlich durch einen von der Regierung anerkannten Beamten ersetzt. Im Jahr 2016 erschien auf der Website der Eritreisch-Orthodoxen Kirche Bilder von Antonios gemeinsam mit Mönchen, Gelehrten und Regierungsbeamten. In dem Beitrag wurde behauptet, dass es zur Versöhnung mit den staatlichen Behörden gekommen sei und der Patriarch ein Schuldeingeständnis unterschrieben hätte. Später stellte sich das als unwahr heraus: weder gab es eine „Versöhnung“, noch hatte Antonios einen „Geständnisbrief“ unterschrieben.

In einem 2019 aus Eritrea geschmuggelten Video verurteilte Antonios das Vorgehen der Regierung, woraufhin fünf regierungstreue Bischöfe versuchten den Patriarchen zu exkommunizieren. Offiziell wurden ihm alle Autoritäten entzogen und die Regierung isolierte ihn soweit, dass ihn seitdem nicht einmal Familienmitglieder besuchen durften.

In Nachrufen wird besonders sein Charakter und sein Kampf für Glaube und Gerechtigkeit gewürdigt. Angaelos, koptischer Erzbischof von London beschreibt ihn als „einen sanftmütigen und treuen Mann, den ich persönlich kennenlernen durfte und dessen Bischofsweihe ich beiwohnte. Er ist nach einem langen Kampf gegen Krankheit und einem noch schmerzhafteren Kampf gegen Ungerechtigkeit gestorben.“

(church in chains)