Wien, 21.08.2023

Offener Brief an Österreichs Außenminister Dr. Alexander Schallenberg

Es ist Zeit zu handeln! Was seit Jahren in Pakistan geschieht, hat nun einen entsetzlichen Höhepunkt gefunden: Pakistan, Jaranwala, seit 16. August: 40 km von der Großstadt Faisalabad entfernt begann am letzten Mittwoch ein Leidensweg für die Christen der Stadt. Führer einer fundamentalistischen politischen Partei und lokale muslimische Führer stachelten einen Mob meist junger muslimischer Männer an, rund 7.000 Muslime stürmten das christliche Viertel der Stadt. Die Polizei reagiert träge und konnte nicht verhindern, dass 21 christliche Kirchen niedergebrannt wurden. Der Mob zerstörte christliche Häuser und schändete den christlichen Friedhof. Die Christen wurden aus ihren Häusern vertrieben. Aus Angst vor dem Freitagsgebet in den Moscheen, wo mit neuen Aufrufen zum Mord an Christen zu rechnen war, flohen sie in die umgebenden Felder und Wälder. Dort verbringen sie die Nächte ungeschützt im Freien, immer in Angst vor Häschern. Zeugen berichteten von Botschaften aus den Moscheen, die über Lautsprecher verbreitet wurden mit der Aufforderung, hinauszugehen und Christen zu töten.

Wie immer in solchen Fällen von Christenfeindlichkeit in Pakistan war der Grund für diese religiöse Gewalt eine falsche Anschuldigung gegen Christen, den Koran zu missachten. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass diese Anschuldigungen jeder Grundlage entbehren. Christen sind ein leichtes Ziel für diese falschen Anschuldigungen, da sie als wehrlose Mitglieder einer religiösen Minderheit in Pakistan gelten.

Es sind die gleichen Muslime, die laut aufschreien, wenn eine Seite des Koran auch nur beschmutzt wird und die kein Halten kennen, wenn (was wir als ebenso falsch brandmarken) eine Koranbuch in Europa verbrannt wird. Ihrerseits verbrennen sie aber ungeniert ganze Kirchen, verbrennen Bibeln, schänden die Tabernakel.

Wie immer in der Vergangenheit lehnt sich die Polizei zurück. Die Politiker geben nutzlose Beschwichtigungen von sich. Nichts ändert sich. Jetzt ist es genug.

Darum ersucht Christen in Not Sie, Dr. Schallenberg, als österreichischen Außenminister, aufgrund der guten Beziehungen Österreichs zu Pakistan, echte Reformen einzufordern und zu unterstützen.  Der Teufelskreis der Instrumentalisierung einer Religion zur Verfolgung von Christen und Hindus kann nur durchbrochen werden, wenn die Schuldigen gesucht und vor Gericht gestellt werden. Das braucht ein furchtloses Justizsystem und eine kooperierende Polizei. Pakistans Justiz hat dies auch immer wieder in der Vergangenheit unter Beweis gestellt. Daher muss unsere Hilfe dem Erhalt der Unabhängigkeit der Justiz und der Ausbildung der Anwälte und Richter gelten.

Um die Zukunft zu sichern, muss es weitere Schritte geben

Um ein friedliches Zusammenleben der Religionen und Kulturen zu erreichen, muss auch in Pakistan alles darangesetzt werden, bereits in der Schulbildung in öffentlichen Schulen und ebenso in Madrassas schon den Kindern die Vielfalt der Religionen in Toleranz und gegenseitigem Respekt nahezubringen.

Wir setzen unser höchstes Vertrauen in die Verfassungsorgane der Islamischen Republik und ersuchen Sie, Dr. Schallenberg, Pakistans bei der schnellen und umfassenden Verbesserung des primären Bildungssystems zu unterstützen.

Wir sind sicher, dass kein verantwortungsvoller Politiker Pakistans eine Hetzjagd auf Christen oder andere Minderheiten billigt. Wir stimmen dem ehemalige Premierminister Shehbaz Sharif zu der sagte, dass die christliche Gemeinschaft Blut vergossen und für die Gründung Pakistans gestimmt habe und dass ihre Opfer nicht umsonst gewesen sein dürften.

Mit unseren eigenen Programmen der „Ärzte auf Rädern“ geben wir eine christliche Antwort der Liebe auf den Hass. Inmitten der christlich-feindlichen Gewalt im Punjab setzt das St. Elizabeth Hospital Hyderabad seine medizinische Versorgung der verarmten pakistanischen muslimischen, hinduistischen und christlichen Landbevölkerung im ländlichen Sindh durch sein mobiles medizinisches Hilfsprogramm fort, getragen von Christen in Not und den vielen österreichischen Spenderinnen und Spendern.

Sie als unseren Außenminister bitten wir, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um den Opfern dieser Hetzjagd auf Christen beizustehen und die pakistanische Regierung dabei zu unterstützen, mit Justiz und im Bildungssystem die Weichen für ein friedliches Zusammenleben der Religionen in Pakistan zu stellen.

In Vertrauen auf Ihre Unterstützung für Pakistan in dieser schweren Stunde

Ihr

Generalsekretär Prof. Dr. Elmar Kuhn