Nach den jüngsten Anschlägen von Brüssel:
Scharfe Kritik am Westen vom syrisch-katholischen Erzbischof Behnan Hindo
Bei den blutigen Attentaten in Brüssel und Paris, „ernten unschuldige Bürger leider das, was mächtige Kreise in Europa in den vergangenen Jahren in Syrien und im Irak ausgesät haben“. So die bittere Schlussfolgerung des syrisch-katholischen Erzbischofs Behnan Hindo (im Bild) nach den jüngsten Anschlägen am Flughafen Zaventem und in der U-Bahn-Station Maalbeek in der belgischen Hauptstadt.
Nach Ansicht von Erzbischof Hindo von Hassaké-Nisibi wird die Verantwortlichkeit der europäischen und westlichen Regierungen, hinter deren Handeln sich oft egoistische und kurzsichtige Interessen verbergen, unter verschiedenen Aspekten sichtbar. „Auch verschiedene europäische Führungskräfte“, so der Erzbischof, „hatten bis vor kurzem als geopolitisches Hauptziel nur den Sturz von Assad vor Augen und haben dschihadistische Milizen, wie die islamistische al-Nusra als ‚gemäßigte Rebellen‘ unterstützt und Russland kritisiert, weil es die Hochburgen dieser Milizen angriff, wobei sie die Ansicht vertraten, dass allein der so genannte Islamische Staat (IS) bekämpft werden sollte.“
Westliche Regierungen haben nicht privilegierte Beziehungen zu gewissen Ländern in Frage gestellt
Außerdem haben nach Auffassung von Erzbischof Hindo viele westliche Regierungen bisher nicht im geringsten die privilegierten Beziehungen in Frage gestellt, die sie zu den Ländern und Gruppen der Finanzwelt unterhalten, aus denen die Ressourcen und die Ideologien kommen, die das Terrornetzwerk untermauern: „Europäische Führungskräfte und der ganze Westen“, so Hindo, „unterhalten seit Jahrzehnten privilegierte Beziehungen zu Saudi-Arabien und den anderen Emiraten der Arabischen Halbinsel. In den vergangenen Jahrzehnten haben sie es diesen Ländern ermöglicht, in Europa und auch in Belgien die Entstehung eines Netzwerks von Moscheen zu finanzieren, in denen der Wahabismus gepredigt wird, der den Islam vergiftet und die ideologische Basis aller dschihadistischen Gruppen bildet. Dies alles ist auch geschehen, weil vor allem wirtschaftliche Interessen und milliardenschwere Verträge mit den Erdölproduzenten im Vordergrund standen. Aus diesen Geldern und Ressourcen speisen sich auch die Zentralen des Terrors.“
„Europa hat sich in eine Geisel der Türkei verwandelt“
Auch die europäische Antwort auf die Flüchtlingskrise ist nach der Meinung des Erzbischofs ein Symptom der Schwäche und der Verwirrung bei europäischen Führungskräften: „Europa – so Hindo – hat sich bei der Flüchtlingskrise in eine Geisel der Türkei verwandelt. Ich verstehe die Schwierigkeiten Europas, doch ich möchte daran erinnern, dass die in Europa im Jahr 2015 aufgenommenen Flüchtlinge nicht mehr als 0,2 % der Gesamtbevölkerung ausmachen, während ein kleines Land wie der Libanon Flüchtlinge in einer Anzahl aufnimmt, die fast die Hälfte der einheimischen Bevölkerung ausmacht. Ich verstehe die Tränen der Auslandsbeauftragten Europas, doch ich erinnere daran, dass seit 5 Jahren Tausende muslimische und christliche Syrer getötet werden, darunter auch Frauen und Kinder, um die niemand mehr weint.“ (Fides)