Islamic State flag waving on the wind

Vor einigen Wochen hat Johannes Hartl, Gastkommentator des folgenden Berichts,  in Zypern viel Zeit mit Missionaren aus dem Nahen Osten verbracht. Hier – in gekürzter Form – möchten wir seine persönliche Darstellung über die vielen gehörten subjektiven Erfahrungen wiedergeben. Es ist der Versuch einer geistlichen Interpretation der aktuellen Ereignisse, die derzeit vor allem Syrien und Irak erschüttern. Der Inhalt widerspiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von CSI, ist aber als Aufruf zur anregenden Reflexion gedacht.  (Pia de Simony)

„Das hat alles nichts mit dem Islam zu tun“…
…das hört man derzeit häufig in westlichen Medien. Die Wahrheit ist jedoch: Der sog. IS („Islamischer Staat“) tut in weiten Strecken genau das, was Mohammed getan hat: Er setzt konsequent das um, was Koran und Scharia fordern. Nun ist es freilich so, dass jeder von uns freundliche Muslime kennt. Und der Hinweis kann nicht oft genug wiederholt werden: Die meisten Muslime sind ganz normale, anständige Menschen. Sie sind das jedoch in der Regel in dem Maße, in dem sie ihren Islam nicht wirklich kennen und ernst nehmen. Genauso wie in den westlichen Ländern die Christen ihren Glauben oft nicht aktiv bekennen, leben die wenigsten Muslime als wirklich entschiedene Gläubige. Doch viele lehnen intuitiv ab, was sie bei IS sehen. Die meisten wollen nicht wahrhaben, dass genau das der Islam ist. Ich hatte jüngst Gelegenheit, mit fundierten Islamkennern zu sprechen. Sie sagen, es gäbe  zwei sehr wichtige arabische Ausdrücke: „Nish“ und „Taqiyya“. „Nish“ bedeutet in aller Einfachheit, dass die gewalttätigen Suren im Koran die friedlichen ausstechen und die gültigen sind. Den meisten normalen Muslimen ist dieses hermeneutische Prinzip aber nicht bekannt. Und „Taqiyya“ bedeutet: Ein Muslim darf lügen, wenn es darum geht, seinen Glauben in gutem Licht erscheinen zu lassen. Man muss also vorsichtig sein, wenn ein Muslim etwas über seinen Glauben behauptet. Jedenfalls steht fest: Der Islam ist gewalttätig und ein Unterdrückungssystem, das nur solange harmlos ist, solange jemand nicht wirklich über ihn Bescheid weiß oder nicht entschieden danach lebt.

Ein geistlicher Kampf 


Alles Böse hat mit Lüge und Angst zu tun. Die wichtigste Waffe der IS-Kämpfer ist der Schrecken, den sie verbreiten. Diese Terrormiliz setzt bewusst grausame Videos und Bilder in Umlauf, um Christen, Kurden und Soldaten zum Fliehen zu bewegen. Und genau das ist passiert: Die irakische Armee floh in Furcht und Schrecken aus Mossul und überließ die Stadt den Islamisten. Doch auch auf uns üben diese Bilder einen vielfach negativen Einfluss aus:  Gefühle der Verzweiflung,  irrationale Angst und Schreckensbilder im Kopf, Hass auf Muslime und Wunsch auf Vergeltung, Hoffnungslosigkeit für die arabische Welt. Der geistliche Kampf gegen diese Angst beginnt mit der Furchtlosigkeit. Wir lernten das von Missionaren in Erbil (der Hauptstadt der Region Kurdistan, Anm.). Sie sagten, sie würden sich diese Videos nicht anschauen, sondern einfach auf Gottes Stimme hören, was sie tun sollten. Inmitten der Tage, an denen die IS-Miliz bedrohlich nahe an die Stadt kam, verharrten sie mit ihren zwei kleinen Kindern bewusst dort. Als die kurdischen (muslimischen!) Generäle das hörten und die Fotos dieser Kinder sahen, erlaubten sie den Missionaren, für sie zu beten. Ich sah Bilder, wo christliche Seelsorger den kurdischen Soldaten die Hände auflegten und den Namen Jesu anriefen: und das in einer Moschee! Solches tut Gott, wenn wir der Hoffnungslosigkeit und Angst keinen Raum geben.

Mit dämonischer Macht
Was ich nun erzähle, wird viele extrem schockieren. Doch wir müssen verstehen, dass es auch destruktive geistliche Mächte gibt. Dass Rebellenführer mit Hilfe dämonischer Kräfte operieren, haben wir seinerzeit zum ersten Mal in Uganda erfahren. Wir sehen Ähnliches nun in Syrien und im Irak. Der IS tötet nicht einfach nur Menschen. Diese Kämpfer führen oft rituelle Schlachtungen durch, bei denen Allah das Blut der Christen dargebracht wird. Es gibt in der Tat Schlachthäuser für Menschen. Ich habe Bilder gesehen, wie das Blut der geschächteten Christen aufgefangen und in Flaschen an reiche Saudis verkauft wird, damit sie sich im Blut der Feinde Allahs die Hände waschen können. Der irrationale Schrecken aber auch die Faszination, die vom IS ausgehen und ihre bisweilen frappierenden militärischen Erfolge, sind zum Teil auch dämonischen Mächten zu verdanken. Doch diese beginnt in letzter Zeit zu bröckeln: Das Volk Gottes beginnt aufzustehen und mit den Waffen von Fasten und Gebet zu antworten.

Eine Tür öffnet sich

Wie immer, so hat auch Gott in dieser Situation größere Pläne. Schon jetzt ist ersichtlich, dass es immer mehr Muslime gibt, die entsetzt sind über das, was sie beim IS sehen und erleben. Immer mehr Muslime wenden sich auf Grund dessen vom Islam ab und erkennen im radikalen Islamismus eine echte Bedrohung. Der Großmufti der Al-Azhar-Universität in Kairo hat sich bereits gegen den IS ausgesprochen und sogar Saudi-Arabien hat sich inzwischen an der Allianz gegen die Dschihadisten beteiligt. Die Grausamkeit des IS schockiert also auch Muslime und macht viele auf ganz neue Weise offen für Hinterfragungen. Und auch hier geschehen wieder Wunder: Es finden momentan mehr Muslime zu Jesus – darunter vereinzelt auch IS-Kämpfer – als zu jeder anderen Zeit der Geschichte. (…)

Der Autor, promovierter katholischer Theologe, ist mit seiner Frau Mitbegründer und Leiter des „Gebetshauses e. V.“ in Augsburg. Früher war er jahrelang in nationalen Leitungsgremien der Charismatischen Erneuerung tätig.