Ein neues Gesetz stellt im nordindischen Bundesstaat Uttarakhand erzwungenen Religionswechsel unter Strafe.

Wer für schuldig befunden wird, Andersgläubige mit Druck bekehrt zu haben, muss mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen, meldet der vatikanische Fidesdienst. Überdies braucht es für einen Religionswechsel nun die vorherige staatliche Genehmigung. Sollte das Ansuchen im Fall einer Hochzeit nicht rechtzeitig dem Bezirksrichter vorliegen, kann sowohl der Religionswechsel als auch die Ehe für ungültig erklärt werden.

Uttarakhand ist der siebte Bundesstaat in Indien, der ein Anti-Konversionsgesetz erlässt. Hindu-Fundamentalisten benutzen die so entstehende Rechtslage dazu, Christen der erzwungenen oder betrügerischen Konversion hinduistischer Gläubiger zu beschuldigen.

Entsprechend kritisch äußern sich Vertreter der Kirchen zu dem Erlass. Die regierende hindunationalistischen Bharatiya Janata Party habe das Anti-Konversionsgesetz ohne wirklichen Grund eingesetzt, sagte gegenüber Fides der Katholik John Dayal, Sprecher der „All India Catholic Union“. In Uttarakhand gebe es keine Fälle von erzwungenem Religionswechsel. Die einzige plausible Erklärung sei, dass der Staat die Religionsfreiheit der Dalits und anderer schwächerer Gemeinschaften einschränken wolle. Diese treten in der indischen Kastengesellschaft überproportional häufig zum Christentum über.

Bischof: Gesetz könnte missbraucht werden, Christen zu schikanieren

Bischof Francis Kalist in der Diözese von Meerut, Uttarakhand, betonte: „Das Gesetz ist diskriminierend, es richtet sich unterschwellig gegen Christen und andere Minderheiten“. Der Bischof fürchtet, dass das Gesetz auch die Kirche negativ beeinflussen könne, da es dazu ausgenutzt werden könnte, „Christen zu schikanieren“.

Anti-Konversionsgesetze galten in Indien bisher bereits in Orissa, Madhya Pradesh, Chhattisgarh, Gujarat, Himachal Pradesh und Jharkhand. In Uttarakhand leben 10 Millionen Menschen, hauptsächlich Hindus. Entsprechend einer Zählung von 2011 machen Christen weniger als ein Prozent der Bevölkerung aus, 14 Prozent der Bevölkerung sind Muslime.

Indien: größte Demokratie der Welt

Indien ist mit 1,3 Milliarden Einwohnern die größte Demokratie der Welt, die im vergangenen Jahr den 70. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit feierte. Schon damals bescheinigten der Menschenrechtsbericht des US-Außenministeriums, Amnesty International sowie die katholischen Hilfswerke missio und Kirche in Not dem Land eine problematische Entwicklung bei religiöser Toleranz und Minderheitenschutz. Die Verfassung von 1950 sieht eine säkulare und plurale Demokratie vor. (fides – ck)