Jakarta – Indonesiens islamisch geprägte Gesellschaft wird immer radikaler. Mittlerweile kann bereits der Vortrag eines „falschen“ Gedichtes eine Blasphemie-Anklage auslösen. So geschehen anlässlich einer Veranstaltung zu Ehren einer bekannten christlichen Modeschöpferin. Nach Ansicht des Verbandes radikaler Muslime (Islamic Defenders Front) beleidigte ein Vers den Islam, der das traditionelle Haarband schöner rühmt als den muslimischen Schleier Hijab.

Die Vortragende, Frau Soekarnoputri, Tochter des ersten indonesischen Präsidenten Sukarno, entschuldigte sich sofort. Sie sei selbst Muslimin und habe keine Beleidigung beabsichtigt. Der Muslimverband blieb dennoch bei seiner Anklage, da das Gedicht indonesische Gebräuche über jene des Islam stelle.

Die Islamic Defenders Front hatte auch den damaligen christlichen Gouverneur Jakartas, Basuki Tjahaja Purnama, – „Ahok“ genannt – der Blasphemie angeklagt. Er wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, obwohl ein Gericht einen muslimischen Aktivisten wegen Fälschung von Beweismitteln schuldig sprach. Ahok hatte um Überprüfung der Haftstrafe beim Obersten Gericht ersucht – was soeben abgelehnt wurde. Wie bereits mehrmals berichtet, hatte der ehemalige Gouverneur in einer Wahlrede gesagt, dass es keine Verpflichtung im Islam gebe, ausschließlich Muslime zu wählen. Daraufhin hatten Ultrakonservative seine Inhaftierung und Verurteilung erwirkt.

Prügelstrafen vor Publikum

Kaum an die Öffentlichkeit gelangen die Schicksale jener Menschen, die niemand kennt. So wurde ein christliches Ehepaar in der indonesischen Provinz Aceh wegen Glücksspiels zu einer Tracht Prügel verurteilt. Ein muslimisches Ehepaar musste wegen freizügigen Umgangs je 25 Stockhiebe aushalten. Zur Abschreckung wurden die Strafen vor einer Moschee im Beisein Hunderter – mit Handys filmender – Zuschauer vollstreckt. (asianews, ucanews)