Erstmals wurde in der Provinz Aceh eine Nichtmuslima nach der Scharia verurteilt
Jakarta – In der indonesischen Provinz Aceh im Nordwesten der Insel Sumatra ist jetzt erstmals eine Christin nach dem islamischen Religionsgesetz – der Scharia – verurteilt worden. Weil sie Alkohol verkauft hat, soll eine 60-Jährige öffentlich 30 Stockhiebe erhalten. Darauf hat das christliche Hilfswerk „International Christian Concern“ hingewiesen und das Urteil kritisiert. Den Angaben zufolge ist Aceh die einzige Provinz Indonesiens, in der seit dem Jahr 2001 die Scharia gilt. Nicht nur der Konsum von Alkohol wird geahndet, sondern auch Ehebruch, homosexuelle Beziehungen und Glücksspiel.
Die Scharia gilt neuerdings auch für religiöse Minderheiten im Land
Bisher habe das islamische Religionsgesetz nur für Muslime gegolten. Neue Bestimmungen hätten nun dazu geführt, dass die Scharia auch für religiöse Minderheiten gelte, kritisierte der für Südasien zuständige ICC-Regionalmanager William Stark. Wie er erläuterte, wird damit zugleich gegen die indonesische Verfassung verstoßen, die Religionsfreiheit garantiere. Seit Jahren gehen militante Muslime in Aceh gegen Christen vor. Die Folge ist, dass immer mehr Kirchen geschlossen werden. Auch die Übergriffe nehmen zu. Allein seit Oktober 2015 sind zehn Kirchengebäude in Brand gesteckt worden. Die Panik veranlasste rund 8.000 Christen daraufhin, in Nachbarprovinzen Zuflucht zu suchen.
Indonesien ist der Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Von den 237 Millionen Einwohnern sind 88 Prozent Muslime. Neun Prozent sind Christen, die übrigen Buddhisten und Hindus.
(ICC)