Louis Raphael I. Sako, chaldäischer Patriarch aus Bagdad, fordert bei der KAICIID-Konferenz in Wien klare Stellungnahme muslimischer Religionsvertreter
Im Unterschied zum „Nationalsozialismus und anderen tödlichen Ideologien des 20. Jahrhunderts“ verüben die Dschihadisten des Islamischen Staates ihre barbarischen Verbrechen „im Namen des Islam“. Deshalb sei es „schockierend, dass die islamische Glaubensgemeinschaft diese Aktionen nicht offiziell und mit Nachdruck verurteilt“.
Dies zeuge davon, dass es keine führenden Religionsvertreter gibt, die in der Lage wären „unter der Bevölkerung das Bewusstsein von der drohenden Gefahr eines im Namen der Religion agierenden Islamischen Staates entstehen zu lassen“. Mit diesen Worten fordert der chaldäische Patriarch Louis Raphael I. in Wien die führenden Vertreter der islamischen Glaubensgemeinschaft auf, die eigene Verantwortung bei der Bekämpfung eines finsteren islamistischen Extremismus zu übernehmen, der für die Christen im Nahen Osten eine tödliche Gefahr darstellt, aber „nicht weniger gefährlich für Muslime ist“.
Diesen beherzten Appell bringt der irakische Patriarch in einem offenen Brief an die „muslimischen Brüder und Schwestern“ am Rande einer vom saudischen König Abdullah bin Abdulaziz veranstalteten internationalen Tagung für interreligiösen und interkulturellen Dialog („KAICIID“) zum Ausdruck. An dieser Konferenz, die am 18. und 19. November 2014 in Wien tagte, nahmen 200 Vertreter der muslimischen und christlichen Glaubensgemeinschaften teil, die sich mit der Bekämpfung von Gewalt im Namen der Religion befassten.
Der Patriarch fordert muslimische Religionsvertreter ausdrücklich zu einer „Änderung der eigenen Haltung“ auf, denn „ihr tragt die Verantwortung dafür, dass eine Antwort gefunden wird, die nicht von außen, sondern aus den eigenen Reihen kommen muss“.