Die Enthauptung der 21 Kopten in Libyen schockiert die Welt
Am 15. Februar dieses Jahres veröffentlichten IS-Terroristen ein beklemmendes Video im Internet (s. Bild re.), das die Enthauptung 21 koptischer junger Männer an einem Strand in Libyen zeigt. Der Titel des Films: „Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes“ stellt dabei unmissverständlich klar, dass die Schreckenstat direkt an die Christen als Religionsgemeinschaft gerichtet ist.
Bischof Damian: „Die ägyptischen Behörden taten nichts“
Bei den Opfern handelte es sich um aus Oberägypten stammende Gastarbeiter, die sich von Sirte aus auf dem Rückweg in ihre Heimat befanden. Der Bus der Heimkehrer wurde von IS-Terroristen überfallen. Die Identität der Männer – und vor allem ihre Religionszugehörigkeit – konnten die Angreifer leicht über deren Pässe feststellen. In den Ausweisen ist diese nach ägyptischem Gesetz ebenfalls vermerkt. Die brutale Entführung der Kopten hatte sich bereits um die Jahreswende ereignet. Angehörige der Geiseln wandten sich daraufhin an die ägyptische Regierung und baten um Hilfe. „Doch die Behörden taten nichts“, berichtete am Tag nach der grausamen Hinrichtung Anba Damian, Bischof der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland.
Libyen ist von Terrororganisationen unterwandert
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi reagierte erst unmittelbar nach der Veröffentlichung des Videos mit Vergeltungsschlägen. Die Luftwaffe flog gezielte Angriffe auf Stellungen des IS in Libyen. Das Land am Mittelmeer wurde seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi zunehmend von radikal-islamischen Organisationen wie dem Terror-netzwerk Al-Qaida unterwandert – inzwischen auch vom IS. In dem kleinen Küstenort Derna im Nordosten Libyens, hat letztere Terror-Organisation Quartiere, Treffpunkte und Waffendepots unterhalten. Hier haben die sunnitischen Extremisten im vergangenen Oktober dem selbsternannten IS-Kalifen Abu Bakr al-Bagdadi als erste Stadt außerhalb des Iraks und Syriens die Treue geschworen.
Was macht der IS in Libyen?
Die Radikalen nutzen das Chaos des Bürgerkrieges um sich einzunisten und auszubreiten. In dem erdölreichen Land tobt ein erbitterter Machtkampf zwischen zwei rivalisierenden Gruppen ehemaliger Rebellen. Im Osten steht die Regierung von Tobruk, die international anerkannt ist; im Westen die islamistisch geführte, doch offiziell nicht anerkannte Regierung in Tripolis. Nun versucht auch der IS seinen Einfluss im krisengeschüttelten Land massiv auszubauen. Durch die aktuelle Bluttat gelang es dem IS in Libyen gezielt auf sich aufmerksam zu machen – eine abscheuliche Propagandaaktion, die auch zur Rekrutierung neuer Mitglieder dienen soll.
Die Gefahr einer Destabilisierung Nordafrikas wächst
Der IS breitet sich aus. Auch in Algerien oder Ägypten gibt es Anhänger des IS. Im vergangenen Oktober tauchten beispielsweise Enthauptungsvideos aus dem Nordsinai auf. Die Gefahr einer Destabilisierung der ganzen nordafrikanischen Region wächst. Italien hat bereits damit begonnen, seine Landsleute in Sicherheit zu bringen. Die Botschaften in Tripolis wurden vorübergehend geschlossen. Die Angst vor den radikalen Dschihadisten hat einen Exodus ausgelöst. Die Tatsache, dass sich die Terror-Organisation IS in Nordafrika ausgedehnt hat bzw. dort Ableger gründet, sollte die internationale Staatengemeinschaft aufs Höchste alarmieren.
IS-Terroristen verbrennen jordanischen Piloten bei lebendigem Leib
US-Präsident Barack Obama hat die IS-Terrormiliz nach der öffentlichen Verbrennung des jordanischen Luftwaffenpiloten Muath al-Kasaesbeh (s. Foto r.) Anfang Februar als barbarische Organisation verurteilt. „Welcher Ideologie sie sich auch immer bedienen, sie ist ruiniert. Die Ermordung von Al-Kasaesbeh werde die Bemühungen des Anti-IS-Bündnisses nur verdoppeln“, so der US-Präsident. Die IS-Folterer hatten den 26-jährigen Muslimen bei lebendigem Leib in einem Eisenkäfig verbrannt. Er war während eines Einsatzes mit seinem Kampfflugzeug abgestürzt. Die jordanische Armee schwor daraufhin dem IS Vergeltung. „Unsere Rache wird das Ausmaß des Schmerzes haben, der allen Jordaniern zugefügt wurde“, so ein Sprecher der Armeeführung im jordanischen Fernsehen.
Noch in derselben Nacht ließ Amman den weiblichen irakischen Häftling Sadschida al-Ridschawi, dessen Freilassung der IS im Austausch gegen den Piloten gefordert hatte, gemeinsam mit dem Al-Qaida-Insassen Siad Karbuli hinrichten.
Europa im Visier: Dänemark
Der Terror hat seit Beginn dieses Jahres auch längst Europa erreicht. Kaum einige Wochen später, sorgt schon der nächste Terroranschlag in unserem Kontinent für Schlagzeilen. Am 14. Februar kam es zu einem Angriff in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen. 40 Schüsse fielen, ein Mann wurde dabei getötet und drei Polizisten verletzt. Die Tat geschah während einer Veranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit mit dem schwedischen Karikaturisten Lars Vilks. (Zur Erinnerung: Vilks hatte 2007 den islamischen Propheten Mohammed als Hund karikiert. Seitdem hat Al-Qaida ein Kopfgeld von 100.000 Dollar ausgesetzt.) Am darauffolgenden Tag wurde auch die Kopenhagener Synagoge Ziel der Terroristen. Ein jüdischer Wachmann starb, zwei Polizisten wurden verletzt. (csi/zenit)
Eine tröstliche Nachricht aus Oslo
Eine Woche nach den Anschlägen in Dänemark hat sich ein „Friedensring“ norwegischer Muslime vor der Synagoge in Oslo gebildet, um den Juden ihre Solidarität zu zeigen. Das sei „einzigartig und erfüllt uns mit Hoffnung, dass so viele Muslime gegen Antisemitismus bei uns auf die Straße gehen“ sagte ein sichtlich bewegter Ervin Kohn, Vorsitzender der norwegischen jüdischen Gemeinde.