Doha
Katar: Eingeschränkte Religionsfreiheit für 400.000 Christinnen und Christen
Die Menschenrechtssituation im Fußball-WM-Gastgeberland ist Fokus internationaler Kritik.
Besonders die Arbeitsbedingungen für ausländische Gastarbeiter, die zu tausenden Toten beim Bau der WM-Infrastruktur führten, wurde weltweit stark kritisiert. Auch die Diskriminierung von Frauen und Personen der LGBTIQ*-Community ist im Zuge der medialen Berichterstattung thematisiert worden.
Weniger Beachtung fand die Behandlung von Christen und anderen Gläubigen, die nicht dem Islam angehören. In Katar ist der wahhabitische Islam verbreitet, wird aber weniger streng gelebt als etwa in Saudi-Arabien. Blasphemie, Apostasie, Missionierung und Beleidigung des Islam werden jedoch meist bestraft. Vor einiger Zeit wurden nicht-muslimische Feiern für Gläubige aus dem Ausland in Katar unter strengen Rahmenbedingungen erlaubt: in einem riesigen religiösen Gebäude-Komplex am Rande der Hauptstadt.
Römisch-katholische, griechisch-orthodoxe, syrisch-orthodoxe, anglikanische, koptische und indische ChristInnen können so jedes Wochenende Gottesdienst legal feiern. Um der großen Zahl der Gläubigen gerecht zu werden, finden bspw. jeden Samstag 33 römisch-katholische Gottesdienste statt. Im anglikanischen Gebäudeteil werden jedes Wochenende 150 Gottesdienste gefeiert.
Einheimische Christinnen und Christen gibt es kaum. Sie müssen ihren Glauben geheim halten, um keinen Repressalien ausgesetzt zu sein. Viele konvertieren im Ausland zum christlichen Glauben, können dann aber meist nicht mehr in ihre Heimat zurück. Einheimische dürfen auch nicht in den religiösen Gebäude-Komplex, dieser ist nur für ausländische christliche Gläubige gedacht. Katarisches Sicherheitspersonal kontrolliert den Zugang, Kirchgänger müssen sich ausweisen.
In den vergangenen Jahren wurden christliche Missionare aus Katar ausgewiesen. Wenn man sich in Katar online über das Christentum informieren möchte, erscheinen Warnhinweise beim Besuch von kirchlichen Websites, mit Formulierungen wie „Diese Website enthält christliche Inhalte“ und „Besuch der Website auf eigene Gefahr“.
(churchinchains.ie)
21.11.2022