Konflikte offen ausgebrochen – Kirche versucht zu vermitteln
Kinshasa – Die Demokratische Republik Kongo wird zunehmend Schauplatz gewalttätiger Konflikte zwischen Präsident Joseph Kabila und der Opposition. Zudem häufen sich in mehreren Provinzen des zentralafrikanischen Landes Übergriffe auf die katholische Kirche und ihre Einrichtungen. „Mit Entsetzen erleben wir, dass Gewalt, Angst und Unsicherheit vielerorts aufflammen“, berichtet der Erzbischof der Hauptstadt Kinshasa, Laurent Kardinal Monsengwo Pasinya.
Umstrittene Wahlen
Seit Jahrzehntenn schwelt ein Konflikt zwischen Regierung, Rebellen und Stammesführern, der nun offen ausgebrochen ist. Präsident Kabilas Amtszeit – seit 2001 an der Macht und in umstrittenen Wahlen zweimal im Amt bestätigt – hätte Ende Dezember 2016 enden sollen. Dazu kam es aber nicht mit der Begründung, dass die Regierung finanziell und logistisch derzeit nicht in der Lage sei, Neuwahlen durchzuführen. Nach heftigen Protesten der Bevölkerung schaltete sich die Kirche ein und erzielte einen ersten Kompromiss: Präsident Kabila verpflichtete sich zurückzutreten und Ende 2017 Wahlen anzusetzen. Ob es dazu kommt, ist offen.
Die Gründe für die große Unzufriedenheit im Land sind vielfältig. Neben einem Präsidenten, der seine Macht nicht abgeben möchte, sind es vor allem Naturkatastrophen, Jugendarbeitslosigkeit, Nahrungsmangel und fehlende medizinische Versorgung. Auch korrupte Behörden, Willkür bei Polizei, Justiz, Gerichten und Militär kommen dazu. Die Kirche wird von vielen in der Bevölkerung als einzige vertrauenswürdige Institution angesehen, diesen Missständen zu begegnen und vermittelnd einzugreifen. „In Joseph Kabilas autoritärem Staat wird aber allein das schon als Zeichen der Opposition gewertet. Offensichtlich soll die Kirche eingeschüchtert werden“, kritisiert Berthold Pelster vom katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“.
Tragödie der Kindersoldaten
Besonders kritisch ist die Situation in der kongolesischen Provinz Zentral-Kasaï. Hier liefern sich Anhänger des im August 2016 von der Polizei ermordeten traditionellen Führers Jean-Prince Kamwina-Nsapu Pandi einen Kleinkrieg mit der Zentralregierung, dem bereits Hunderte Menschen zum Opfer gefallen sind.
Zudem sollen Kinder und Jugendliche, die in diesem Konflikt zu Waisen wurden, instrumentalisiert und als Kindersoldaten rekrutiert werden, heißt es in einer Erklärung der Bischofskonferenz. Die Kirchenvertreter riefen indes zum Einstellen der Gewalt sowie zu Versöhnung auf. Kriminelles Verhalten müsse bestraft werden, forderten sie von der Politik. Sogar Papst Franziskus verwies bei seinem Appell nach dem Angelus-Gebet auf Kongos „Tragödie der Kindersoldaten“.