Mexiko: Warum die Banden Priester ermorden

Mexiko City – Mexiko gehört zu den Ländern mit den höchsten Mordraten. In den ersten drei Monaten 2019 wurden knapp 8500 Menschen ermordet – um knapp zehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dabei war 2018 mit rund 33.500 Morden bereits ein trauriger Höchststand erreicht worden. Betroffen sind auch vermehrt katholische Priester. Investigative Journalisten in Mexiko sind dieser Tatsache in ihren heiklen Recherchen nachgegangen und mussten feststellen, dass hinter den Priestermorden durch das organisierte Verbrechen ein perfider Plan steht.

Wenn Drogenbanden einen Priester ermorden, gehe es in erster Linie um eine Destabilisierung der katholischen Gemeinden. Denn der Priester symbolisiere ein Leben mit Sicherheit, Bildungs- und Gesundheitsdiensten und die Achtung der Menschenrechte. Die Kirche helfe den Menschen und mache sie in den Augen der Kartelle zum Feind. Zu dieser Erkenntnis gelangte der Direktor des katholischen Multimediazentrums, Pater Sergio Omar Sotelo Aguilar, in seinem Aufsehen erregenden Dokumentarfilm, Dossier und Buch mit dem Titel „Tragedia y crisol del sacerdocio en México“ (Tragödie und Tiegel des Priestertums in Mexiko). Ziel der Gewalttäter sei es, eine Kultur des Terrors und des Schweigens zu verbreiten, was für die Zunahme der Korruption und für die ungestörte Arbeit der Verbrecher wichtig sei.

26 Priestermorde in sieben Jahren

Gewalt gegen die Kirche sind ein zunehmendes Phänomen. Aguilar erinnert an 26 Morde zwischen 2012 und 2018, beklagt die Straffreiheit in 80 Prozent der Fälle und verweist auf die Ermordung des Antidrogenkämpfers Kardinal Juan Jesús Posadas Ocampo am 24. Mai 1993 in Guadalajara: „Nach sechsundzwanzig Jahren ist niemand wegen dieses Verbrechens im Gefängnis“. Jeden Monat würden im Schnitt 26 Kirchen entweiht. Eine Einschüchterungsstrategie, der oft Angriffe auf Priester folgen mit Erpressung, Entführung, Folter und Mord. Die anschließende Verleumdung des Ermordeten soll die Aufmerksamkeit von den Ermittlungen ablenken.

Quellen: or/vatican news/ag

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