Vorwiegend Frauen und Christen sind Zielscheiben von Boko Haram

Die meisten christlichen Schülerinnen sind immer noch in der Gewalt der Terroristen

Die meisten christlichen Schülerinnen sind immer noch in der Gewalt der Terroristen

Morde, Plünderungen, Entführungen, Gewalt – mit diesen Aktionen sorgt die islamische Terrorsekte Boko Haram in Nigeria für Angst und Schrecken. Mindestens 10.000 Tote gehen bereits auf das Konto dieser Extremisten, die immer gewalttätiger vorgehen und mit immer besseren Waffen ausgerüstet sind. Pater John Bakenis von der Diözese Maiduguri zieht im Interview mit Radio Vatikan Parallelen zu den Gräueltaten der Milizen des sog. „Islamischen Staates“ im Irak und in Syrien:
„Sie haben dieselbe Methode bei der Besetzung von Dörfern und beim Töten von Menschen. Sie wollen das Gesetz der Scharia ausrufen und ein Kalifat errichten, in dem nur Muslime leben, wie in Syrien, im Irak und in Somalia.“

„Viele Mädchen wurden schon zum Islam zwangskonvertiert“
Zeugen in Nigeria berichten unter anderem von Enthauptungen durch Boko Haram-Kämpfer, ähnlich wie sie die IS-Milizen durchführten. Eine erste Zielscheibe der Terroristen seien Frauen, so Pater Bakenis – sie hätten die Wahl zwischen einem Übertritt zum Islam oder dem Tod. Das Schicksal der 200 Schulmädchen aus Chibok, die Boko Haram im April entführte, ist nach wie vor ungewiss. Im Tschad geführte Verhandlungen über ihre Freilassung scheiterten bisher. (1)„Viele Mädchen sind schon Musliminnen geworden. Und es gibt inzwischen auch mehrere Frauen, die umgebracht worden sind.“

185 Kirchen in Brand gesteckt und 14 Pfarren geplündert
Nach wie vor verfolgten die Terroristen die religiösen Minderheiten, auch viele christlichen Männer seien bei Razzien getötet und ihre Häuser niedergebrannt worden, so der Geistliche. Allein in der Diözese Maiduguri hat Boko Haram 185 Kirchen in Brand gesteckt und 14 Pfarren geplündert. Viele der vertriebenen Christen haben im Süden des Landes Zuflucht gesucht. Die nigerianische Tageszeitung „This Day“ geht Ende Oktober von bis zu 190.000 Binnenflüchtlingen aus. Laut einem aktuellen Bericht der Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ verschleppten Boko Haram seit 2009 rund 500 Frauen. Im gleichen Zeitraum sind über 7.000 Zivilisten durch Attentate dieser Islamisten im Nordosten Nigerias und in der Hauptstadt Abuja ums Leben gekommen.

Rund 5.000 vertriebene Christen suchten Zuflucht in Kathedrale
Auch die Bischöfe Nigerias zeigten sich erschüttert: Ihr Land sei angesichts dieser Schreckensgewalt in großer Gefahr, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die sie jüngst am Rande der Vollversammlung im südnigerianischen Warri veröffentlichten. „Über die furchtbaren Berichte von Augenzeugen aus 6 Bundesstaaten (Borno, Yobe, Adamawa, Taraba, Kano und Kaduna, Anm.) über Massaker an Einheimischen in verschiedenen Dörfern, Kirchen und Pfarren, die in Brand gesteckt wurden, sahen sich Familien und Einzelpersonen dazu gezwungen, aus ihren Wohnungen und ihrer Heimat zu fliehen.“ Die Lage sei so schlimm, so die Bischöfe weiter, dass „einer unserer Bischöfe, Stephen Dami Mamza von Yola, in den Regionen, in denen sich diese Tragödie abspielt, unsere Versammlung verlassen musste, da mehr als 5.000 Vertriebene in seiner Kathedrale Zuflucht gesucht hatten und ihn dringend um Lebensmittelhilfen baten. Christen sowie Nichtmuslime sind Hauptziel der Ausrottungsversuche, Plünderungen und Vertreibungen der Boko Haram.“ Deshalb sei es dringend Hauptaufgabe der Regierung, „das Leben jedes nigerianischen Bürgers unabhängig von dessen Stammeszugehörigkeit, Religion oder  sozialer Herkunft viel stärker als bisher zu schützen.“

Bis Ende November Aufbau einer afrikanischen Kampfeinheit
Um den Terror zu stoppen, haben die Staatschefs von Nigeria, Kamerun, Niger und Tschad entschieden, bis Ende November eine afrikanische Kampfeinheit aufzubauen. Sie soll an den jeweiligen Grenzen gezielt zum Einsatz kommen.
(Aus: Rv/misna/kap/zenit)

(1) Letzte Meldung von BBC am 27. Okt. 14, kurz vor Redaktionsschluss:
Boko Haram hat im Dorf Mafa im Nordosten des Landes weitere dreißig 11-jährige Mädchen und 13-jährige Buben entführt.