von Pia de Simony

© Obiora Ike

© Obiora Ike

Schüler im Schlaf verbrannt
Eines Nachts, Anfang Juli dieses Jahres, zündeten Männer Benzinkanister vor einer Schule in Mamudo, im nordöstlich gelegenen nigerianischen Staat Yobe, an. Der Flügel, in dem Lehrer und Schüler noch schliefen, ging sofort in Flammen auf. Jegliche Hilfe kam für die meisten zu spät: 42 von ihnen starben auf der Stelle, 29 davon waren Internatskinder. Den infamen Angriff überlebten nur sechs Schüler, die man im Schockzustand im umliegenden Buschland mit Schusswunden am Boden fand.

100 umgebrachte Christen pro Monat
Hinter dem verheerenden Anschlag steckt vermutlich auch diesmal –wie so oft davor – die radikal-islamische Terrorgruppe Boko Haram (wörtlich übersetzt: „westliche Bildung ist verboten“, Anm.), die mit brutaler Gewalt, ohne Rücksicht auf Verluste, in ganz Nigeria einen islamischen Gottesstaat errichten will. Erschreckend ist die blutige Bilanz der vergangenen vier Jahre: Mindestens 1.200 Menschen kamen bei „systematischen und zahlreichen Anschlägen“ ums Leben, stellte jüngst der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag in seinem Bericht fest. Doch die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Der einheimische Pastor Ayo Oritsejafor spricht sogar von mehr als 3000 Christen. Alleine im Jahr 2012 seien es im Schnitt 100 pro Monat gewesen. Von den Schwerverletzten gar nicht zu reden…

„Die Lage ist sehr ernst“
Boko Haram wütet seit ihrer Gründung 2009 im mehrheitlich muslimischen Norden des Landes mit Bombenanschlägen vor allem gegen Kirchen und christlichen Einrichtungen. Die Christen sind der al-Qaida-nahen Terrororganisation ein Dorn im Auge, da sie im Land die verhassten westlichen Werte an die

Kämpfer der Terrorgruppe Boko Haram

Kämpfer der Terrorgruppe Boko Haram

nächste Generation weitervermitteln. Ausgerechnet in einem Land, in dem fast jeder Zweite ein Christ ist. „Ihre Angriffe sind gezielt. Wir Christen erleben derzeit eine regelrechte Christenverfolgung im Land“ schreibt uns Obiora Ike, katholischer Priester und langjähriger Freund von CSI-Österreich. „Die Lage ist sehr ernst. Inzwischen trauen sich viele gar nicht mehr aus ihren Häusern, geschweige denn, in eine Kirche zu gehen.“ Kein Wunder, wenn viele von ihnen längst Hals über Kopf aus dem unsicheren Norden in ihre ursprünglichen Heimatdörfer im Süden zurückgekehrt sind, wo bereits unzählige Flüchtlinge ums nackte Überleben kämpfen. Von den vielen in den Camps herumirrenden Kindern hat der engagierte Priester bis jetzt schon 20 Jugendliche ausfindig gemacht, die ihre Eltern bei einem Terroranschlag verloren haben. „Wenn sich niemand um sie kümmert, landen sie schnell in der Gosse. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf!“ betont Obiora Ike, dem die christliche Erziehung seiner neuen Schützlinge genauso wichtig ist wie ihre künftige Schulausbildung. Nun werden sie in einem von ihm betreuten Waisenhaus in Enugu, der Heimatstadt Ikes, eine neue Heimat finden. Doch es fehlen noch adäquate Mittel. CSI-Österreich möchte sich an seinem langjährigen Projekt  beteiligen und ihn dabei finanziell unterstützen.

„Unser Herzenswunsch erfüllt“

© Obiora Ike

© Obiora Ike

Ob Ikes Herzenswunsch bald in Erfüllung gehen kann? Das hängt auch von seinen CSI-Freunden in Österreich ab. Der im Glauben fest verankerte Priester ist, allen Widerständen zum Trotz, ein unerschütterlicher Optimist geblieben: „Wie könnte das anders sein? Meine Mutter hat mir nicht umsonst den vielsagenden Vornamen Obiora geschenkt, der in meiner Ibgo-Sprache übersetzt heißt ‚Unser Herzenswunsch erfüllt‘…“.