Pakistan/Faisalabad/Christen in Not

Farah Shaheen ist frei!

12-Jährige pakistanische Christin entführt, vergewaltigt, zwangsislamisiert. Dienstag durch Polizeieinsatz befreit

(2. Dezember 2020). Die im Juni entführte 12-jährige Christin Farah Shaheen konnte nach einem fast sechsmonatigen Martyrium in einem Polizeieinsatz befreit werden. Wochenlang hat die in Wien ansässige Menschenrechtsorganisation Christen in Not mit pakistanischen Partnern um die Rettung des Mädchens gerungen. Dieser Einsatz hat sich nun ausgezahlt: Das Mädchen ist Dienstagabend aus den Händen ihres Entführers befreit worden. Sie wurde zunächst in sicheren Polizeigewahrsam genommen. Ein Vertreter von Christen in Not ist bei ihr. So schnell als möglich soll Farah nun zu ihrem Vater und den Geschwistern zurückgebracht werden. Christen in Not-Generalsekretär Kuhn: „Wir müssen nun den Rechtsweg gehen, um das Alter und somit auch die Ungültigkeit von Konversion und Ehe feststellen zu lassen. Gottseidank aber gibt es in Pakistan diesen Rechtsweg, den wir mit unseren Spendenmitteln auch beschreiten können. Vielleicht kann Farah Weihnachten schon zuhause in den Armen ihres Vaters feiern.“

Die 12-jährige Christin Farah Shaheen nach ihrer gestrigen Befreiung, g zeichnet von den Spuren ihres Martyriums -(copyright frei mit Angabe von ChristeninNot als Quelle):

Hintergrund: Das christliche Mädchen Farah Shaheen, 12 Jahre alt, aus dem Stadtteil „Ahmedabad Gulistan“ in Faisalabad, wurde im Juni 2020 von dem 45-jährigen, verheirateten Mann Khizr Hayat entführt und gezwungen, zum Islam zu konvertieren. Farah ist das zweite Kind von sieben Geschwistern. Farahs Mutter ist früh verstorben und Farah half ihrem Vater von klein auf bei der Hausarbeit. Sie ging täglich in den nahegelegenen Laden, um Lebensmittel und Gemüse einzukaufen. Gleich neben ihrem Haus gibt es einen Zeltmacher-Laden, in dem Khizer Hayat arbeitete. Der verheiratete Mann hat selbst zwei Kinder. Khizer Hayat beobachtete Farah jeden Tag, bis es ihm in einem unbeobachteten Moment gelang, das Kind zu entführen. Aus Scham und Hilfslosigkeit verschwieg der Vater monatelang die Entführung seiner Tochter. Er hatte Angst, dass er selbst oder die Geschwister vom feindseligen Mob angegriffen würden, wenn er etwas gegen den muslimischen Entführer unternehmen würde. Kuhn dazu: „Sobald wir von dieser abscheulichen Tat informiert wurden, haben wir mit allen Mitteln unsere Partner in Pakistan unterstützt, um das Martyrium dieses Mädchens zu beenden. In solchen Situationen braucht es viel Fingerspitzengefühl, weil jede mediale Aufmerksamkeit zu einem Pogrom aufgehetzter Muslime führen kann. Nach pakistanischem Gesetz Recht zu haben und Recht zu bekommen sind zwei Paar Stiefel. Es ist aber gut, dass in Pakistan rechtsstaatliche Verfahren zumindest im höheren Justizsystem gesichert sind. Um diesen Weg zu beschreiten, muss aber erst die Mauer des Schweigens und der Lügen aufgebrochen werden. Das kostet Zeit und Geld. Dank der Spenderinnen und Spender von Christen in Not können wir sehr schnell und unbürokratisch helfen. Unser Einsatz hat einem Kind Leben und Zukunft gerettet.“

Der Minister für Menschenrechte und Minderheitenangelegenheiten im Punjab, Ejaz Alam Augustine, konnte durch die Partner von Christen in Not erst vor 15 Tagen von dem Fall Farah Shaheen informiert werden. Sofort besuchte er die Familie von Farah Shaheen. Ejaz Augustine erklärte: „Es gibt viele Fälle, in denen minderjährige Mädchen im Alter von 12 bis 14 Jahren gezwungen werden, den Islam zu akzeptieren und die dann zur Heirat gezwungen werden. Die Provinzregierung unternimmt jedoch alle notwendigen Schritte gegen diese Zwangskonversionen.“ Normalerweise holt die Regierung in solchen Fällen die Mädchen zurück, schickt sie nach Darul Aman (einem sicheren Ort der Regierung) und nimmt dann die notwendigen Klärungen vor. Bei Farah war die Handhabung jedoch anders. Das Mädchen hatte aus Angst vor Gericht erklärt, dass sie den Islam angenommen hat. Der Untersuchungsbeamte hatte daraufhin ungeprüft das Alter des Mädchens mit 17 Jahren angegeben. Diese erzwungene Lüge war notwendig, weil nach pakistanischem Recht eine Kinderheirat gegen das Gesetz ist. Ohne weitere Überprüfung übergab das Gericht daraufhin Farah Shaheen ihrem Peiniger Khizar Hayat als ihrem „Ehemann“. Jetzt hatte Minister Augustine die Polizei angewiesen, Farah Shaheen unverzüglich zurückzuholen. Doch das Kind war verschwunden. Erst gestern Abend konnte das Mädchen unverletzt aufgefunden und in Polizeigewahrsam gebracht werden.

ChristeninNot setzt sich dafür ein, dass Christen in allen Ländern der Erde ihren Glauben in Freiheit leben und verkündigen können. Grundlage dafür ist Art. 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO ein, wonach „jeder Mensch Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit hat; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, in der Öffentlichkeit oder privat, durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung von Riten zu bekunden.

Bild (copyright frei mit Angabe von ChristeninNot als Quelle):
Die 12-jährige Christin Farah Shaheen nach ihrer gestrigen Befreiung, g zeichnet von den Spuren ihres Martyriums