Ein Angreifer hat im Süden Pakistans eine Sprengstoffweste unter Gläubigen explodieren lassen. Umgehend reklamierte der „Islamische Staat“ das Attentat für sich.

Bei einem Selbstmordanschlag in einem Schrein im Süden Pakistans sind mindestens 75 Menschen getötet worden. Bis zu 250 weitere wurden verletzt, wie aus übereinstimmenden Angaben eines Arztes und eines Beamten der Gesundheitsbehörde hervorgeht.

Nach Informationen der Polizei hat der Angreifer seine Sprengstoffweste explodieren lassen, als Hunderte Gläubige gerade den wöchentlichen mystischen Tanz Dhamal in dem Schrein Lal Schahbaz Qalandar durchführten.

Zu dem Anschlag bekannte sich der „Islamische Staat“ (IS). Zunächst rief ein Kommandeur der Terrormiliz pakistanische Journalisten an, um sich zum Anschlag zu bekennen. Kurz darauf reklamierte die Terrormiliz auch auf der eigenen Nachrichtenplattform Amaq den Anschlag für sich. Als Angriffsziel habe der Terrorist eine „schiitische Zusammenkunft“ im Schrein ausgewählt. Der IS ist eine sunnitische Terrormiliz.

Der Schrein Lal Schahbaz Qalandar gilt als Zentrum des Sufismus, einer mystischen Strömung im Islam. Er befindet sich in der Stadt Sehwan in der südlichen Provinz Sindh, etwa 200 Kilometer nordöstlich der Provinzhauptstadt Karatschi. Er ist benannt nach dem dort beerdigten Sufi-Meister Lal Schahbaz Qalandar. Bei dem Schrein handelt es sich um eine Glaubensstätte liberaler Muslime.

Attentate mehren sich

In Pakistan kommt es regelmäßig zu Anschlägen auf Sufi-Stätten. Zuletzt waren im November bei einem Anschlag auf einen Schrein in der Prozinz Belutschistan mindestens 52 Menschen getötet worden.

In jüngerer Vergangenheit wurden immer wieder Anschläge vom IS verübt. Im Oktober 2016 etwa tötete die Terrormiliz 60 Menschen in einer Schule bei Quetta im Südwesten von Pakistan. Laut pakistanischer Regierung hat der IS keine Organisationsstruktur im Land. In einer Erklärung der Armee hieß es, dass „feindliche Mächte“ Terroranschläge in Pakistan anordnen, die dann von Orten in Afghanistan aus durchgeführt würden.

Neben Anschlägen durch den „Islamischen Staat“ wird Pakistan immer wieder durch Attentate anderer Terrororganisationen erschüttert: Seit Montag sind weitere 74 Menschen getötet worden. Allein am Mittwoch sprengten sich vier Selbstmordattentäter im Nordwesten Pakistans in die Luft. Viele der Terroristen gehören zu Jamaat ul-Ahrar, einer Splittergruppe der Taliban. Sie kündigte weitere Anschläge an.