Hyderabad/ Lahore
Pakistan: Flutkatastrophe und verweigerte Behörden-Hilfe
Ende August 2022 haben die verheerenden Überschwemmungen in Pakistan eine wilde und katastrophale Wendung genommen, da drei Viertel der Provinzen den Hochwassernotstand ausgerufen haben.
Millionen von Familien benötigen noch immer Hilfe in Form von Lebensmitteln, Unterkünften, Medikamenten und anderen lebensrettenden Maßnahmen. Wir teilen die vorläufige Schadensbewertung der katastrophalen Überschwemmungen mit, die in fast 60% des pakistanischen Territoriums stattgefunden haben: Tausende Todesopfer, Zehntausende Verletzte, ca. 800.000 ertrunkene Nutztiere, mehr als 700.000 zerstörte Häuser, über 3.000km zerstörte Straßen, 152 eingestürzte Brücken, über 30 gebrochene Dämme, 35 Millionen Menschen auf der Flucht.
Der Staatsapparat ist ineffektiv und die Provinzregierungen unternehmen nur kosmetische Anstrengungen. Erschreckend ist ein mutiges Schreiben von Makki Attam, dem Führer der Hindu-Gemeinschaft in Pakistan, an die Regierung: „Viele Häuser von Minderheitengemeinschaften sind durch die Überschwemmungen eingestürzt, Gebetsstätten vom Hochwasser überflutet. Die Minderheiten sind in den Dörfern stärker vertreten als in den städtischen Zentren, aber die Verwaltung hilft den Minderheiten hier nicht. Wir werden absichtlich ignoriert und bekommen keine humanitäre Hilfe im Zusammenhang mit der Flut, insbesondere keine Zelte und Lebensmittel. Wir werden nicht in Zelten untergebracht und sind unter freiem Himmel gestrandet, wo unsere Kinder erkranken. Die meisten Mitglieder der Hindu-Gemeinschaft leben in Lehmhäusern, die jetzt von den Fluten weggerissen wurden. Wir appellieren an Sie, uns aus diesem Albtraum zu retten.“

Die Schwestern, Studentinnen und Mitarbeiter vom St. Elizabeth Spital retten Kinder vor den Fluten (CiN)
Das ist ebenso die Situation der christlichen Minderheit in unseren Projekten. CiN hilft, so gut es geht. Doch die beste Hilfe kommt von den Menschen in unseren Projekten vor Ort. Unser Mitarbeiter im St. Elizabeth Spital berichtet Anfang September: „Viele Teile von Hyderabad sind vollständig überflutet worden. Landwirtschaftsgebiete sind zu Meeren geworden. Lehmhäuser sind aufgrund der Überschwemmungen zusammengebrochen. Die Menschen haben ihre Dörfer und Häuser verlassen und sind auf Straßen und höher gelegene Gebiete gezogen. Sie leben unter Plastikplanen, wenn sie diese bekommen konnten. Dank der großzügigen Unterstützung von CiN und seinen Spenden kann das Team der Schwestern und Ärzte den Verletzten und Schwangeren eine kostenlose medizinische Versorgung zukommen lassen. Malaria, Magen-Darm-Probleme aufgrund von schlechtem Trinkwasser, schwere Haut- und Augeninfektionen und Schnittwunden, die man sich beim Barfußlaufen durch Schlamm und Flutwasser zugezogen hat, sind die häufigsten Probleme. Alle sind hungrig.“

Die Studentinnen helfen beim Kochen und Verpacken der Notrationen (CiN)
Jeden Tag rückt ein Freiwilligen-Team aus, um den Tagelöhnern zu helfen. Sie finden keine Arbeit, weil sich die Felder in Seen verwandelt haben. Hunger und Kälte treffen besonders die Kinder. Jeden Tag packen Studentinnen, die ja oft aus diesen Tagelöhner-Familien stammen, in ihrer Freizeit die Lebensmittel ein, die dann verteilt werden. Das Spital versorgt 250 Familien zumindest für die nächsten zwei Wochen täglich mit Reis-Gemüse-Gerichten als warme Mahlzeit und etwas Trockennahrung für die anderen Mahlzeiten. Studentinnen aus höheren Semestern helfen den Ärzten, die zu den vor den Fluten geflüchteten Familien aufs Land fahren. Sie betreuen pro Tag rund 450 Menschen mit medizinischer Nothilfe. Die Studentinnen kümmern sich vor allem um Frauen und Schwangere. Neben Christen und Hindus sind auch verarmte Muslime unter den Bedürftigen. Diese Familien liegen abseits der ausgetretenen Pfade und die staatliche Hilfe erreicht diese Menschen deshalb nicht. Diese Betreuung führt auch zu mehr Verständnis der Religionen untereinander. So werden die Krankenschwester-Schülerinnen zu Nothelferinnen. Jede Spende aus Österreich hilft dadurch gleich mehrfach. Danke!
(CiN)