Pakistan kündigt Paris Sanktionen wegen Mohammed-Karikaturen an

Regierung erfüllt nach tagelangen Straßenblockaden Forderungen von Anhängern der islamistischen Partei TLP.

Nach einer tagelangen Straßenblockade von rund 3.000 Anhängern der islamistischen Partei TLP hat Pakistans Regierung wegen der Mohammed-Karikaturen Sanktionen gegen Frankreich angekündigt. Die Islamische Republik Pakistan werde den französischen Botschafter ausweisen und französische Waren boykottieren, berichtete der asiatische Pressedienst Ucanews am Di, 17.11.2020. Damit habe die Regierung von Premierminister Imran Khan die Forderungen der TLP erfüllt, die seit Sonntag per Sitzstreik eine wichtige Straßenkreuzung in Rawalpindi blockiert. Bei Räumungsversuchen der Polizei kam es demnach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.

Die Partei Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP) steht in der Tradition des sunnitischen Islam der orthodoxen Barelwi-Bewegung und fordert die vollständige Einführung der Scharia in Pakistan im Straf- und Zivilrecht. Die Mehrheit der Muslime Pakistans gehört der Barelwi-Bewegung an. Die Mohammed-Karikaturen der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo waren im Oktober als Hommage an den Geschichtslehrer Samuel Paty auf öffentliche Gebäude projiziert worden. Paty war mutmaßlich von einem Islamisten getötet worden, weil er die Karikaturen mit seinen Schülern im Unterricht diskutiert hatte.

2018 hatte die TLP in ganz Pakistan durch tagelange gewalttätige Massenproteste gegen den Freispruch der Katholikin Asia Bibi vom Vorwurf der Blasphemie das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt. Die Proteste flauten nach drei Tagen ab, nachdem die Regierung der TLP garantiert hatte, Bibi ein Ausreiseverbot zu erteilen und die Neueröffnung des Verfahrens gegen sie zu prüfen. Hunderte TLP-Fanatiker waren festgenommen und ihr Parteivorsitzender Khadim Hussain Rizvi für 30 Tage unter Hausarrest gestellt worden. Im Jänner 2019 wurde das Todesurteil für Asia Bibi durch das höchste Gericht Pakistans letztinstanzlich aufgehoben; im Mai 2019 konnte sie unter größter Geheimhaltung nach Kanada ausreisen.

Quelle: KAP/KNA