Papst Franziskus bezeichnete Bombenanschlag in der Punjab-Metropole als „verabscheuungswürdiges und niederträchtiges Verbrechen“
Vatikanstadt-Islamabad – „Was tun die Christen in aller Welt?“ Diese Frage bewegt die Christen im Indus-Tal nach dem schrecklichen Attentat vom Ostersonntag im Gulshan-e-Iqbal-Park der Millionenstadt Lahore, bei dem 72 Menschen getötet und rund 350 verletzt wurden, in erster Linie christliche Frauen und Kinder.
„Wir sind traurig, dass es nirgendwo Erklärungen ‚We are Lahore‘ gibt, wie sie so eindrucksvoll nach den Anschlägen in Paris und Brüssel – ‚Je suis Bruxelles‘ – erfolgt sind“, hieß es in Erklärungen örtlicher christlicher Organisationen: „Es sind auch keine Monumente in unseren Farben erleuchtet worden“.
„Hass führt nur zur Zerstörung“
Aber Papst Franziskus bezeichnete beim Mittagsgebet am Ostermontag den Bombenanschlag als „verabscheuungswürdiges, niederträchtiges und sinnloses Verbrechen“, dem besonders Frauen und Kinder zum Opfer gefallen seien. Die Erschütterung des Papstes über das Attentat in Lahore wurde in den Worten deutlich, mit denen er sich nach dem Gebet des „Regina Coeli“ am Ostermontag an die Pilger auf dem Petersplatz wandte: „Liebe Brüder und Schwestern, gestern ist das Heilige Osterfest in Lahore durch ein schändliches Attentat mit Blut besudelt worden, das viele schuldlose Personen in den Tod gerissen hat, größtenteils Familien der christlichen Minderheit – vor allem Frauen und Kinder -, die sich in einem öffentlichen Park versammelt hatten, um mit Freude das Osterfest zu feiern. Ich möchte denjenigen meine Nähe bezeugen, die von diesem feigen und sinnlosen Akt betroffen sind, und lade dazu ein, für die zahlreichen Opfer und ihre Lieben zum Herrn zu beten“. An die lokalen Behörden „und an alle Bürger des Landes“ appellierte der Papst, „jede Anstrengung zu unternehmen, um insbesondere den verletzlichen religiösen Minderheiten ihre Sicherheit und Unbeschwertheit zurück zu geben“.Gewalt und mörderischer Hass führten nur zu Schmerz und Zerstörung, der Respekt und die Geschwisterlichkeit seien der einzige Weg, um zum Frieden zu gelangen.
Bereits zuvor hatte der Vatikan den blutigen Bombenanschlag gegen Christen in Lahore als feigen Akt „fanatischer Gewalt“ verurteilt. Das schreckliche Massaker mit Dutzenden von Toten habe einen Schatten der Trauer auf das Osterfest geworfen, sagte Vatikansprecher P. Federico Lombardi. Wieder einmal habe mörderischer, niederträchtiger Hass gegen schutzlose Menschen gewütet. „Gemeinsam mit dem Papst beten wir für die Opfer“, so Lombardi. Die Kirche sei der abermals attackierten christlichen Minderheit, den betroffenen Familien und dem ganzen Volk am Indus nahe. Der auferstandene Christus möge ihnen Mut und Hoffnung geben, so der Vatikansprecher, um Wege des Dialogs, der Gerechtigkeit und der Versöhnung zu finden.
Das ZdK: „Christen sind weltweit am stärksten von Bedrohung und Tötung betroffen“
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat sich tief erschrocken über den blutigen Bombenanschlag gegen Christen in Lahore gezeigt: „Diese brutalen, feigen und menschenverachtenden Anschläge zeigen erneut, wie das Menschenrecht auf Religionsfreiheit weltweit verletzt und mit Füßen getreten wird“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Ostermontag in Bonn. Die Religion werde durch islamistische Terroristen missbraucht, so das ZdK weiter. Zugleich sei seit Jahren eine Zunahme von Diskriminierung, Bedrohung und Tötung von Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit festzustellen. Christen seien dabei weltweit am stärksten betroffen. Alle Menschen guten Willens müssten dieser „widerwärtigen Gewalt“ Einhalt gebieten, mahnte Sternberg. Die Solidarität gelte natürlich besonders für die Geschwister im Glauben, aber auch für andere Religionen. „Auch bei uns in Deutschland sollten wir uns mit aller Vehemenz gegen Terror und Gewalt, natürlich gegen Christen, was uns heute besonders betroffen macht, aber auch gegen andere Religionsgruppen wenden. Wir müssen uns ja im Klaren darüber sein, die am stärksten Betroffenen von solchen Anschlägen dieser radikalen Gruppen sind nach wie vor Muslime selbst“, so Sternberg.
„Unser Ziel waren Christen, die Ostern feiern“
Es sei „unfasslich“, wie in die Freude des Osterfestes – „unser höchstes Fest“ – eine so „unglaubliche widerliche brutale Tat hineinplatzt und das wieder einmal mit dem wirklich geradezu perversen Missbrauch des Gottesnamens“, betonte Sternberg. Hinter dem Terror stünden zumeist politische Interessen, „Machtinteressen von radikalen Gruppierungen, die den Gottesnamen missbrauchen“.
Zu der Bluttat in Lahore hat sich eine Fraktion der sogenannten „Taliban“ – „Jamaat ul-Ahrar“ – bekannt. „Unser Ziel waren Christen, die Ostern feiern“, sagte ein gewisser Ehsanullah Ehsan, der sich als „Sprecher“ der islamistischen Verbrecherorganisation ausgab. Die Stadtbehörden von Lahore haben eine dreitägige Trauerzeit angeordnet. Die Sicherheitskräfte haben bisher 15 Personen wegen der Bluttat verhaftet, unter ihnen drei Brüder des 24-jährigen Selbstmordattentäters, der am Ausgang des Gulshan-e-Iqbal-Parks durch seine Tat die Katastrophe ausgelöst hatte.
Erstmals wurden die Ostertage für Christen als arbeitsfrei erklärt
Der Mordplan der Islamisten war besonders raffiniert, weil sie sich die Tatsache zu eigen machten, dass die Regierung der Provinz Punjab heuer erstmals den Karfreitag, den Ostersonntag und den Ostermontag als arbeitsfreie Tage für Christen erklärt hatte. Deshalb hatten sich die Taliban den „Gulshan-e-Iqbal-Park“ als Ort des Anschlags ausgesucht, weil sie vermuten konnten, dass sich bei den dortigen Kinderspielplätzen viele arme christliche Familien zu Ostern versammeln. (poi)