Noch ist in Syrien kein Ende des Krieges in Sicht. Der Vormarsch der IS-Dschihadisten ist – wie auch im Irak – präsenter und beunruhigender denn je. Mehr als 190.000 Tote sind die erschreckende bisherige Bilanz des syrischen Kriegs seit dessen Beginn im März 2011. Doch die Dunkelziffer liegt, laut UNO-Hochkommissarin Navi Pillay, viel höher, da viele Todesopfer nicht registriert worden sind.

Rund 180 Menschen werden täglich umgebracht
In der Tat verschärft sich die Gewaltbereitschaft der IS-Terroristen, vor allem in der Provinz Rakka im Osten Syriens. In den letzten Wochen sind Dutzende Menschen öffentlich hingerichtet worden – mehrere Christen hat man an zentralen Plätzen sogar ans Kreuz genagelt. Das berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.  Auch der Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, ist erschüttert: „Wir, die vor Ort sind, erleben solche Gräueltaten vor unseren Augen. Durchschnittlich werden täglich rund 180 Menschen umgebracht, darüber spricht inzwischen kaum jemand mehr.“ Für Zenari hat der Krieg nun einen Höhepunkt erreicht und sei ein Nährboden für Radikalismus geworden. „Viele unter den einheimischen jungen Rebellen, die sich den Gotteskriegern anschließen, tun dies nicht aus Überzeugung, sondern weil sie frustriert sind, dass die Ideale von Demokratie und Freiheit nicht realisiert werden können. Also gehen sie zu den IS-Kämpfern, weil diese ihnen effizienter erscheinen und sie von ihnen meist sogar eine finanzielle Unterstützung erhalten.“

Der Mittelstand verarmt zunehmend
Der mehr als drei Jahre andauernde Krieg in verschiedenen Teilen Syriens stellt für die dort in Angst  lebenden Menschen eine enorme Belastung dar: Fast

Erzbischof Arbach aus Homs

Erzbischof Arbach aus Homs

80% von ihnen haben keine regelmäßige Arbeit, die nahezu gesamte Infrastruktur des Landes ist zusammengebrochen. Die meisten wohlhabenden Syrer haben sich längst ins Ausland abgesetzt, zurückgeblieben ist der Mittelstand, der jedoch zunehmend verarmt – von den ursprünglich Armen gar nicht zu sprechen. „Sie sind die künftigen Hoffnungsträger in unserem krisengeschüttelten  Land“ betont Jean-Abdo Arbach, melkitischer Erzbischof  von Homs und Hama („Christen in Not“ berichtete ausführlich über ihn in der Ausgabe 3/2014, Anm.).

In der lange heftig umkämpften westsyrischen Stadt Homs geht das Leben vorsichtig weiter. Die Kinder freuen sich schon auf das neue Schuljahr im Herbst. Doch 1027 Schülerinnen und Schüler, die alle dort die ersten sechs Klassen aus fünf verschiedenen Pfarrgemeinden besuchen wollen, stammen aus notleidenden Binnenflüchtlingsfamilien. Diese können sich die Grundausstattung ihrer schulpflichtigen Kinder ohne Fremdhilfe nicht mehr leisten.