Vorbereitender Studientag für die „Genf 2“-Konferenz am 22. Januar 2014
Der Vatikan will zu einer Aussöhnung der Konfliktparteien in Syrien beitragen und den Dialog zwischen Muslimen und Christen in dem Bürgerkriegsland fördern. Alle religiösen Glaubensrichtungen, die diesem Ziel verpflichtet seien, könnten mit vatikanischer Unterstützung rechnen, hieß es in der abschließenden Mitteilung zu einer Syrien-Konferenz, die am 13. Jänner 2014 im Vatikan stattgefunden hat. Fachleute aus Kirche und Politik waren bei dem Studientag hinter verschlossenen Türen anwesend, unter ihnen Mohamed El Baradei, der frühere Chef
der UN-Atomenergiebehörde. Als Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden in Syrien formulierten die Teilnehmer der vatikanischen Konferenz eine Abfolge mehrerer Schritte: „Sofortige Einstellung der Gewalt, Beginn des Wiederaufbaus, Dialog zwischen den Volksgruppen, Bemühungen zur Beilegung aller regionaler Konflikte und die Teilnahme aller internationalen und globalen Akteure“.
Wichtigster Schritt: Das Einstellen der Gewalt gegen Kinder
Wichtigster und erster Schritt sei der sofortige Waffenstillstand und das Einstellen der Gewalt gegen Kinder. Dies sei ein „humanitärer Imperativ“ und müsse frei von politischen Bedingungen umgesetzt werden, fordert die Expertenrunde. Damit einhergehen müsse humanitäre Hilfe und Wiederaufbau, wobei letzterer schon beginnen könne, „bevor alle politischen und sozialen Fragen beantwortet sind“.
Die Expertenrunde erinnert in ihrer Erklärung an die zusammenbrechende syrische Wirtschaft und die massive Jugendarbeitslosigkeit. In dieser „lebendigen Erneuerung” sollten darum gerade junge Menschen, aber auch die Alten eine wichtige Rolle spielen. Aus dem Grund würden Materialanschaffungen jetzt „am dringendsten gebraucht, um zu überleben“. Angesichts der komplexen Tradition aus religiösem, ethnischen und kulturellem Pluralismus in Syrien wolle der Heilige Stuhl auch den inter-gesellschaftlichen und inter-religiösen Dialog fördern und dazu alle religiösen Glaubensrichtungen in Syrien unterstützen, versichern die Teilnehmer des Studientags.
Eine andere Baustelle sehen die Experten in den langwierigen interregionalen Konflikten im Land. Die bevorstehende „Genf 2“ Konferenz am 22. Januar müsse darum „breite Teilnahme aller Konfliktparteien innerhalb und außerhalb der Region“ zusichern, fordert die Expertenrunde weiter. Lobend äußerte sich die Vatikan-Runde zum vorläufigen Atom-Abkommen zwischen Iran und dem UNO-Weltsicherheitsrat plus Deutschland: Das Abkommen sei „Zeichen der Hoffnung“ auf Vertrauen und Zusammenarbeit. Von einem Erfolg dieses Abkommens versprechen sich die Experten eine „vitale Grundlage für anhaltenden Frieden in Syrien“. Denselben Effekt hätte ein Durchbruch in den fortlaufenden Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästina.
Die Wiederherstellung von Vertrauen
Schließlich fordert die Runde neue politische Formen für Syrien, um so Demokratie und Sicherheit der sozialen Gruppen vor Ort zu ermöglichen. „Das ist aber keine Bedingung für Frieden“, betonen die Experten in ihrer Erklärung: „Eine politische Transformation wird vielmehr das Einstellen der Gewalt und die Wiederherstellung von Vertrauen begleiten“. Die Experten erinnern an Papst Franziskus´ Friedensgebet im September des vergangenen Jahres: „Lasst euren Egoismus zurück, der euer Herz verhärtet, besiegt die Gleichgültigkeit, die euer Herz unempfindlich für andere macht und öffnet euch für den Dialog und die Aussöhnung.“ (Radio Vatikan/ms, 14.1.14)