Obiora Ike ist Brückenbauer zwischen Europa und Afrika, Muslimen und Christen sowie zwischen Gegenwart und Zukunft. Aber was kaum jemand weiß, ist, dass er im Oktober 2002 selbst nur knapp einem Mordanschlag entging. Er war damals Pfarrer in Enugu in Nigeria und räumte nach der Messe noch die Sakristei auf. Da stürmten mehrere schwer bewaffnete Terroristen in die Sakristei und schrien: „Knie dich auf den Boden, wir bringen dich jetzt um.“

Ike schaute ruhig in die Augen des Wortführers und sagte: Wenn euch das so befohlen wurde, dann glaubt ihr, das tun zu müssen. Aber gebt mir Zeit für ein kurzes Gebet. Und er kniete freiwillig nieder und betet laut für seine Gemeinde, die Kinder im Kommunionunterricht und schließlich auch für seine Mörder.

Das verunsicherte die Terroristen so sehr, dass sie mit ihm zu reden begannen. Und mit jeder Tätigkeit, die Ike ihnen von sich erzählte, wuchs der menschliche Respekt. Ike erzählte von den Bildungsprogrammen für alle Kinder, die Hilfe für Waisen, auch für muslimische, seinen Einsatz für den Frieden und die Verständigung der Religionen. Nach bangen Minuten des Schweigens sagten seine Mörder: Wir können dich nicht umbringen, auch wenn uns das befohlen wurde. Du bist ein guter Mensch. Wir töten dich nicht. Und sie verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren.

Monsignore Obiora Ike mit den Kindern im Garten des Waisenhauses in Enugu

Ike weiß sein Leben in Gottes Hand. Und nutzt seitdem noch mehr jede Minute, um für die Vertriebenen, Verfolgten und die Waisenkinder, deren Eltern ermordet wurden, weil sie Christen waren zu sorgen. Seit 15 Jahren ist Christen in Not sein zentraler Hilfspartner. „Andere Organisationen reden und tun nichts, CiN handelt, ohne viel herumzureden.“ 2023 hat er in Nigeria Christen in Not – Nigeria gegründet und organisiert mit der Hilfe von Christen in Not international das Projekt „Ärzte auf Rädern“, das im Norden Nigerias im Einsatz ist. Überall dort, wo christliche Dörfer überfallen, und die Menschen vertrieben werden. „Es ist ein stiller Genozid an den Christen, der von der Welt ignoriert wird“, so Obiora Ike. Mit Christen in Not lindern wir die Not, sorgen für Wiederaufbau und gründen Schulen. Denn, so Ike: „Bildung gibt einem Kind einen Schlüssel für die Zukunft“.

>>>Zur Podcast-Folge von „Destination Friede“ mit Obiora Ike<<<

(CiN 2024)