Peking/ Hohhot

China: Gläubige wegen Bibel-Verkauf verurteilt

Das Gericht befand die 70-jährige Wang Honglan und acht weitere Christen für schuldig.

Mitte April erhielten Familienangehörige und Kirchenmitglieder endlich das Urteil im langwierigen Prozess wegen „illegaler Geschäftstätigkeit“. Das Urteil wurde bereits im November 2024 gefällt und befand alle Angeklagten für schuldig. Die 70-jährige Großmutter, die als Anführerin der Gruppe gilt, wurde zu vier Jahren und zehn Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet 120.000 Euro verurteilt. Sie verbrachte aufgrund einer anderen Anklage bereits fünf Jahre im Gefängnis und ein Jahr im Arbeitslager. Wang Honglan soll im Februar 2026 entlassen werden.

Ji Heying, Zhang Wang, Wang Jiale, Liu Minna, Li Chao, Yang Zhijung, Ji Guolong und Liu Wei erhielten Haftstrafen zwischen einem und fünf Jahren, sowie Geldstrafen zwischen umgerechnet 600 bis 24.000 Euro. Fünf der Angeklagten haben bereits ihre Strafen in Untersuchungshaft verbüßt, drei weitere werden im Laufe des Jahres entlassen. Bang Yanhong, der ebenfalls Teil der Gruppe ist und von den Behörden als weiteres Schlüsselmitglied betrachtet wird, war bereits im April 2024 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Zum Hintergrund: Die Gläubigen hatten Bibeln von der offiziell anerkannten Drei-Selbst-Kirche gekauft und sie zu einem niedrigeren Preis an Mitgläubige weiterverkauft. Ihr Glaube motivierte sie und sie nahmen bewusst finanzielle Verluste in Kauf. Sie wurden im April 2021 verhaftet und während der Haft schwer gefoltert und zu Geständnissen gezwungen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde ihr Fall mehrfach verschoben.

Am Ende der finalen Gerichtsverhandlung, gab der vorsitzende Richter allen Angeklagten die Möglichkeit für Schlussplädoyers. Wang Honglan nutzte diese Gelegenheit für eine persönliche Botschaft: „Gott sei Dank, dass er mich am Leben gelassen und mir die Möglichkeit gegeben hat zu sprechen […] Herr Vorsitzender, Jesus fordert mich auf, die Wahrheit zu sagen. Dank sei Gott, der von den Toten auferstanden ist. Ich fürchte, ich kann nicht gut sprechen, aber ich kann singen. Ich schätze diese Gelegenheit und bin sehr dankbar. Die Anwälte haben uns begleitet. Unser Gott ist allmächtig, und meine Tränen sind Tränen der Dankbarkeit. Ich danke den Menschen im Gerichtssaalpublikum. Ich verlor das Bewusstsein, nachdem ich zwei Stunden im Untersuchungsgefängnis gestanden bin, aber der Herr half mir, am Leben zu bleiben. Ich habe viel durchgemacht, aber ich habe Angst, dass meine Tochter davon erfährt.“ Sie schloss mit dem beten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses.

(china aid/ bitter winter/ churchinchains.ie)
28.04.2025