Empörung in der ägyptischen Öffentlichkeit über die Bluttat von Islamisten in der libyschen Hafenstadt

Ägypten_1190587150Tripoli-Kairo – Der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch Tawadros II. hat seine tiefe Trauer über die Ermordung von sieben koptischen Migranten in der libyschen Hafenstadt Bengasi bekundet. Die Leichen der Opfer waren 30 Kilometer westlich von Bengasi, am Strand der Lokalität La Grotta, entdeckt worden. Die jungen Arbeiter – alle im Alter zwischen 17 und 25 – waren gefesselt und dann durch Maschinenpistolenschüsse ermordet worden. Nach Angaben aus Bengasi wurden sie von den islamistischen Aktivisten am vergangenen 23. Februar aus ihren Quartieren entführt. Als Täter werden islamistische Milizionäre genannt. Tawadros II. stellte wörtlich fest: „Die Hand des hasserfüllten Terrorismus hat diese koptischen Opfer getötet“. Die koptische Kirche hat eine rasche Aufklärung des „abscheulichen Verbrechens“ gefordert. Die am Montag entdeckte Bluttat in Libyen hat in der ägyptischen Öffentlichkeit größtes Aufsehen erregt. Zahlreiche Politiker und Menschenrechtsaktivisten übten scharfe Kritik am ägyptischen Außenministerium, das in einer ersten Stellungnahme versucht hatte, die Bluttat in einen Zusammenhang mit „Problemen illegaler Immigration“ zu stellen. Solche Feststellungen würden letztlich zur Straflosigkeit für die islamistischen Täter führen. Metropolit Pachomios, der für die koptische Seelsorge in Libyen zuständig ist, hat die Version von der „illegalen Immigration“ entschlossen zurückgewiesen. Die Opfer seien mit regulärer Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in Libyen tätig gewesen.                  

Das Blut schuldloser Opfer

Der katholische Apostolische Vikar von Tripoli, Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli, sagte im Gespräch mit der vatikanischen Nachrichtenagentur „Fides“, es sei nicht ganz klar, welches Ziel die Islamisten mit ihren Bluttaten verfolgen: „Offensichtlich wollen sie um jeden Preis Aufmerksamkeit erregen und vergießen dabei das Blut schuldloser Opfer“. Koptisch-orthodoxe Christen – deren Zahl in Libyen in die Zehntausende geht – seien seit langem die Zielscheibe der Islamisten. Seit dem Sturz des Diktators Gaddafi werden immer wieder koptische Arbeitsmigranten von den Islamisten aufs Korn genommen, zumeist unter dem Vorwand, die Kopten würden „Proselytismus“ (Abwerbung von islamischen Gläubigen) betreiben. Auch die wenigen nach der jahrzehntelangen Gaddafi-Diktatur noch geöffneten Kirchen wurden in den letzten Jahren immer wieder Ziel von Bombenanschlägen.

Große Bestürzung auch in islamischen Kreisen

Auch in islamischen Kreisen in Ägypten hat die Ermordung der sieben jungen Kopten große Empörung ausgelöst. So sagte Scheich Mohammed Abdullah Nasr, Koordinator der „Al Azhar Front for the Civil State“, die koptischen Arbeitsmigranten in Libyen seien immer mehr an Leben und Sicherheit bedroht. Sameh Eid, der sich der Erforschung der islamistischen Gruppen widmet und selbst aus der Muslimbruderschaft kommt, sagte im Gespräch mit „Mideast Christian News“ (MCN), die Bluttat von Bengasi sei auf die Lehren islamistischer Scheichs zurückzuführen, die „junge Islamisten mit hasserfüllten Ideen vom Töten Andersgläubiger vollpumpen“. Die Präsidenten-Beraterin für Frauenfragen (und bekannte Schriftstellerin) Sakina Fouad bezeichnete die Ermordung der sieben jungen Kopten in Bengasi als ein „verkommenes Verbrechen“, das von einer Gruppe ausgeführt worden sei, „die nichts über den Islam weiß“. Ein Verbrechen wie die Bluttat von Bengasi verletze „jeden Ägypter und die Souveränität des ägyptischen Staates“. (poi)