Kairo/ Minia

Ägypten: Ein Osterwunder und Muttertag als Tag der Freude

Frühling 2022

Mitte April zerbricht das Leben der Familie Yoseef. Maryam, die Mutter dreier Kinder, verschwand ohne jede Spur. Ihre kleine Tochter, die gerade bei ihr war, verschwand mit ihr. Wieder eine christliche Frau, die einfach von der Bildfläche verschwindet. Entführt, zur Sklaverei oder in eine muslimische Zwangsehe gezwungen, oft in die reichen islamischen Anrainerstaaten Ägyptens verschleppt.

Mit Unterstützung von Pfarrer Magdy versuchten die Angehörigen alles, um die beiden zu finden. Verzweifelt wandten sich die beiden Söhne auch an den Präsidenten. Auch ihre Eltern flehen und der Vater wendet sich sogar in einer Videobotschaft völlig verzweifelt an die Öffentlichkeit: „Ich bitte für meine Tochter, ich bitte für meine Enkelin, ich will sie zurück, egal wie […], bitte tötet lieber mich, aber lasst die Kinder nicht alleine zurück.“

Nach bangen Tagen und dem Einschreiten der Regierung kam es dann zu dem Osterwunder: Maryam und ihre Tochter werden zu ihrer Familie zurückgebracht. Dieses Osterfest wird der Familie unvergessen bleiben. Diese Begebenheit zeigt auch, wie wichtig die „Advocacy“-Kurse in der Pfarre sind. In diesen Kursen lernen die Menschen ihre Rechte und Einspruchsmöglichkeiten besser kennen. Mit Selbstvertrauen nehmen sie Entführung und Diffamierungen nicht mehr nur einfach hin, sondern beginnen sich zu wehren. Wie im Fall Maryams immer öfter auch mit Erfolg.

Maryam Waheab Yoseef mit ihrer kleinen Tochter (CiN)

Auf das Osterfest folgte der Muttertag. Das Denken an die eigene Mutter hat keine Grenzen: keine religiösen, keine kulturellen oder ethnischen. Die Mutter ist der erste und für die meisten wichtigste Bezugspunkt im Leben. Das gilt besonders für die behinderten Kinder in der Pfarre von Pfarrer Magdy. Dort wird ganz bewusst Muttertag gefeiert, gerade weil die behinderten Kinder dank der Behindertenschule in der Pfarre nun von ihren Familien ernst genommen werden.

Die kleine Maryam Emad mit ihren selbstgebastelten Muttertagsgrüßen

Vor ein paar Jahren noch mussten behinderte Kinder, vor den Nachbarn versteckt, im Hinterzimmer bei den Tieren hausen. Sie lernten kaum sprechen und schon gar nicht, ihre eigenen Wünsche zu artikulieren. Mit der behutsamen Ausbildung in der Pfarrschule entwickeln sie ein wenig Selbstständigkeit. Ihre Eltern beginnen, stolz auf sie zu sein und entdecken, dass gerade behinderte Kinder so unendlich viel Dankbarkeit und Liebe zeigen können. So wie die kleine Maryam Emad. Ganz schüchtern ist sie, schreiben hat sie noch nicht gelernt. Aber eine gezeichnete rote Rose und ein blaues Herzchen kommen aus ihrem eigenen Herzen – für ihre Mutter.

Die Kinder der Gemeinde beim Muttertagsgottesdienst

Pfarrer Magdy trug diese Muttertagsgedanken in die ganze Kirchengemeinde hinein. Den Müttern zu Ehren brachten die Kleinen eine Tanzdarbietung vor dem Altar dar. Beim Beten, Singen und Tanzen sind sie auch den CiN-UnterstützerInnen verbunden. Alle hier in der Wüstenpfarre wissen: Ohne die Hilfe der österreichischen Spenden hätte die Schule für die behinderten Kinder keine Zukunft. Die in der staatlichen Schule ausgegrenzten Kinder könnten nicht in Lerngruppen in der Pfarre den Stoff weiterlernen. Die Informationsveranstaltungen über Rechte und Einspruchsmöglichkeiten bei Ungleichbehandlungen und Gewalt könnten nicht stattfinden, ebenso wenig die Arzttage in der Kirche, wo auch komplett verarmte Familien zur Untersuchung kommen können und gratis Medikamente erhalten. Christ sein in Minia ist eine Herausforderung. Aber das Wissen, von Christen, die in der Not helfen, mitgetragen zu werden, das trägt die ganze Gemeinde.

Christen in Not. Solidarität (er)leben!

(CiN)