Algerien: 700 Christen ab sofort ohne Kirche

Regierung schließt eine weitere Kirche – Mitglieder versammeln sich in Häusern. „Wütend und traurig“ sei er, sagt Pastor Salah von der Full Gospel Church in Tizi Ouzou. Die örtliche Polizei informierte ihn zuletzt, dass man das Kirchengebäude der Gemeinde am Mittwoch, den 16. Oktober schließen werde. Es ist der nächste Schritt der Regierung im Rahmen ihres mutmaßlichen Plans, alle protestantischen Kirchen im größten Land Afrikas zu schließen.

15 Kirchen seit Anfang 2018 geschlossen

Pastor Salah lud die etwa 700 Gemeindeglieder zu einer letzten gemeinsamen Versammlung in der Kirche ein, um die Informationen über die bevorstehende Schließung mitzuteilen. Die Gemeinde zählt zu den größten Algeriens. Auch eine Gemeinde der „Assemblies of God“ in Tizi Ouzou sowie eine Gemeinde in Makouda wurden über ihre bevorstehende Schließung informiert. Seit Anfang 2018 wurden damit bereits über 15 Kirchen in Algerien geschlossen. Über die möglichen Hintergründe sagt Pastor Salah: „Wir haben damit gerechnet, da es eine Strategie der Regierung ist, die Kirchen zu schließen. Ich glaube, dass alle protestantischen Kirchen in Algerien ins Visier genommen werden. Einer der Hauptgründe ist vermutlich, dass wir so viele Christen mit muslimischem Hintergrund haben. Das missfällt den Behörden.“

Trotz des schmerzhaften Einschnitts in das blühende Gemeindeleben sieht Pastor Salah seine Kirche noch nicht am Ende. Er erwartet, dass sich die Christen künftig in Privathäusern treffen: „Einige Gemeinden in unserem Land versammeln sich draußen im Freien, um den Herrn gemeinsam anzubeten. Andere Kirchen versammeln sich nun als Hauskirchen. Ich denke, das werden wir auch tun.“ Im Blick auf die Zukunft der Kirche in seinem Land beobachtet Salah den gegenwärtigen Trend zu Kirchenschließungen jedoch mit großer Sorge: „Ich fürchte, dass die Behörden auch die Hauskirchen verbieten werden. Wir haben das bereits erlebt. Pastoren, deren Kirchen geschlossen waren, begannen, Versammlungen in den Häusern abzuhalten, und die Regierung hat es untersagt.“

Verhalten der Behörden „nicht nachvollziehbar und unbegründet“

Erst in der vergangenen Woche hat die „Protestantische Kirche von Algerien“ (EPA) eine Pressemeldung veröffentlicht, nachdem allein im Bezirk Bejaia fünf Kirchen geschlossen worden waren. In der Meldung fordert die Kirchenleitung „die Entfernung der Siegel von den Versammlungsstätten“, ein Ende der „Einschüchterung unserer Gemeinschaften und Mitglieder“ sowie die Aufhebung des „freiheitsraubenden Gesetzes von 2006“. Man habe alle administrativen Möglichkeiten ausgeschöpft. „Die Türen des Dialogs wurden leider von den Behörden geschlossen. Die EPA bedauert insbesondere die nicht nachvollziehbare und unbegründete Weigerung der Behörden von Bejaia, ihr eine Anhörung zu gewähren, um die Frage der Schließung der Gotteshäuser anzusprechen.“

Pastor Salah aus Tizi Ouzou hofft jetzt auf die Unterstützung anderer Christen: „Ich bitte die weltweite Gemeinde, dafür zu beten, dass der Herr während dieser Notlage bei uns sein wird. Ich hoffe auch, dass Christen auf der ganzen Welt ihre Regierungen bitten werden, die algerische Regierung aufzufordern, mit dem, was sie tut, aufzuhören.“

Quelle: akref / open doors / christeninnot

Der Kirche Notre Dame d ‚ Afrique (1872), Algier, Provinz Algier, Algerien – als Symbol für andere Kirchen in Algerien, die ab sofort geschlossen bleiben (c) pixabay