BrüsselDie katholische EU-Bischofskommission COMECE sieht die Religionsfreiheit durch die Einschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie gefährdet.

„Die Religionsfreiheit, einschließlich der Freiheit der Religionsausübung, ist ein Grundrecht und eine echte Notwendigkeit für viele Menschen“, betonte COMECE-Generalsekretär Manuel Barrios Prieto in einer am Donnerstag in Brüssel veröffentlichten Presseerklärung. Der Spanier äußerte sich vor dem Hintergrund staatlicher Vorgaben für die Wiederermöglichung öffentlicher Gottesdienste bzw. auch die Öffnung von Kirchen in einzelnen EU-Staaten, wo Gotteshäuser – anders als etwa in Österreich – in den vergangenen Wochen gänzlich geschlossen halten mussten.

COMECE-Herbstvollversammlung im Herbst 2019 ©comece

Die „Wiedereröffnung der Kirchen“, so Barrios, müsse in Übereinstimmung mit den hygienischen Vorgaben sowie seitens der Zivilbehörden „in vollem Respekt vor und im Dialog mit kirchlichen Institutionen“ durchgeführt werden. Dies müsse zudem auf „klare und nicht willkürliche Weise“ erfolgen.

Der Dialog zwischen den Kirchen, der EU und den nationalen Institutionen sei in der gegenwärtigen Krisensituation von „entscheidender Bedeutung“, unterstrich die COMECE. Angesichts der ständig wachsenden Aufmerksamkeit der EU für die Wahrung der Grundrechte und die Rechtsstaatlichkeit in den Mitgliedstaaten sollte die Überwachung der Achtung des Grundrechts auf Religionsfreiheit in der Coronavirus-Politik Teil des Vorgehens sein.

In dem kürzlich von der EU-Kommission veröffentlichten Fahrplan zur Aufhebung der Beschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie fehle „jeglicher Hinweis auf die Möglichkeit des Gottesdienstbesuches“, kritisierte Barrios. „Das ist enttäuschend, da es die Schlüsselrolle der Religion in den europäischen Gesellschaften vernachlässigt.“

Die COMECE betonte weiter, dass Religion nicht nur eine „private Angelegenheit“ sei, sondern auch eine „öffentliche und gemeinschaftliche Dimension“ habe. Das komme etwa in der EU-Grundrechte-Charta klar zum Ausdruck. „Der aggressive Ansatz bestimmter säkularistischer Akteure gegen die Rolle der Religion im öffentlichen Kontext könnte zu ihrer Marginalisierung in der aktuellen Krise beigetragen haben“, hieß es in der Pressemitteilung der COMECE.

Sie warnt, dass die „Erosion der Grundrechte im gegenwärtigen Krisenkontext“ nicht zur „neuen Norm“ werden dürfe. Rechte wie die Religionsfreiheit müssten „so früh wie möglich vollständig wiederhergestellt“ werden. (kap/kna)