Doha
Katar: Menschenrechtsverletzungen überschatten bevorstehende Fußball-WM
Vor Beginn der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft mehren sich die Berichte zu menschenrechtswidrigen Vorgängen der katarischen Behörden.
Konkret herrscht aktuell Sorge um die Frauenrechtsaktivistin Noof Al-Maadeed und einen ehemaligen Mitarbeiter des katarischen Organisationskomitees, Abdullah Ibhais, aus Jordanien.
Die 23-jährige Noof Al-Maadeed wird seit Oktober vermisst. Zuvor war sie über die Ukraine nach Großbritannien geflohen und hatte dort politisches Asyl beantragt. Nach Zusicherung der katarischen Behörden, dass ihre Sicherheit und die Wahrung ihrer Menschenrechte garantiert sind, kehrte sie zurück. Nach ihrer Rückkehr nach Katar berichtete sie von Morddrohungen und Mordversuche durch ihre Familie und den mangelnden Schutz durch die Behörden. Ihr gewalttätiger Vater konnte problemlos das Hotel betreten, in dem sie eigentlich geschützt untergebracht sein sollte.
Am 13. Oktober finden sich ihre letzten Beiträge in den sozialen Medien. Auf Twitter schrieb sie, dass sie immer noch nicht in Sicherheit sei und für den Fall, dass sie nicht mehr online aktiv sei, bedeute dies, in der Gewalt ihrer Familie zu sein. Die katarischen Behörden erklärten gegenüber den Medien, dass Noof Al-Maadeed in Sicherheit und bei guter Gesundheit sei. Dafür konnten allerding keine Beweise vorgelegt werden.
Ebenfalls besorgniserregend ist der Fall von Abdullah Ibhais, der wegen angeblicher Korruption im Dezember zu 3 Jahren Haft verurteilt wurde. Er selbst durfte nicht zur Gerichtsverhandlung erscheinen. Er erklärte gegenüber Human Rights Watch das erste Mal Mitte November 2019 verhaftet und von staatlicher Seite gezwungen worden zu sein, ein Geständnis zu unterschreiben. Es wird vermutet, dass er ins Kreuzfeuer der Behörden gekommen ist, weil er sich für die streikenden Gastarbeiter auf den WM-Baustellen eingesetzt hatte, die gegen schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen und fehlenden Lohn protestiert hatten.