Abuja
Nigeria: Erzbischof kritisiert Regierung wegen anhaltendem Terror
„In der gegenwärtigen Situation spielt es keine Rolle, wer Präsident ist, wenn sich diese Situation nicht ändert, ist alles nutzlos.“
Der römisch-katholische emeritierte Erzbischof von Abuja, John Olorunfemi Onayekan, findet deutliche Worte für die Geschehnisse in seiner Heimat. Erst vergangene Woche wurden bei Angriffen im Nordwesten des Landes mindestens 200 Menschen getötet. Der nigerianische Präsident Muhammadu Buhari verurteilte die Anschläge umgehend und bekräftigt, die Verbrecher zu schnappen. Aber es gibt auch immer wieder kleine Funken Hoffnung: so wurde noch am selben Tag bekannt, dass 30 Schulkinder und eine Lehrkraft nach sieben Monaten Gefangenschaft freigelassen wurden. Im vergangenen Jahr wurden 1.400 Kinder und Jugendliche entführt, 200 davon werden nach wie vor vermisst. Angesichts dieser Zahlen kann sich der Erzbischof nur eingeschränkt freuen: „Ich sehe das nicht als ‚gute Nachricht‘, denn es ist nach wie vor inakzeptabel, dass die Banditen Hunderte von Kindern und ihre Lehrer in den Wäldern festhalten und dass die Polizei, die Sicherheitsdienste und die nigerianische Armee nicht in der Lage sind, sie aufzuspüren“.
Viele der Entführten kämen auch nur frei, weil Lösegeld bezahlt wurde. Der Erzbischof selbst ist mit vielen Fällen von entführten Kirchenmitarbeitern konfrontiert. Nigeria gilt als eines der gefährlichsten Länder für Priester, offiziell zahlt die Kirche kein Lösegeld, es gibt immer wieder Tote zu beklagen: „Es gibt immer noch viele Entführungsopfer, deren Eltern und Verwandte keine Möglichkeit haben, die geforderte Summe zu zahlen.“
Religion will Erzbischof Onayekan im Kontext des Terrors nicht ins Spiel gebracht sehen: „Es ist die Bösartigkeit der Terroristen, die beschließen, Menschen ohne jede Rechtfertigung zu töten, und man kann sicher nicht sagen, dass sie die islamische Religion in Nigeria vertreten. Wir alle trauen um diese Opfer. […] Für mich besteht die einzige Möglichkeit, diese Situation zu überwinden, darin, eine Regierung zu finden, die uns hilft, unsere Einheit und das nationale Zusammenleben wiederherzustellen. Natürlich brauchen wir auch das Gebet. Ich bete für alle meine katholischen und christlichen Glaubensbrüder, und ich bete auch für alle meine muslimischen Mitbürger, die seit Jahren in der Hand von Terroristen sind. Je schneller wir ein stabiles Land für alle schaffen, desto besser wird die Situation auch für uns Christen sein.“
(va.news)