Wien

Religionsdialog zu Krieg ohne russische Orthodoxie

Vertreter von Religionsgemeinschaften haben bei einer Diskussion in Räumlichkeiten der Wiener Dompfarre am Montagabend die friedenstiftende Rolle von Religionen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine betont. Einstweilen hält sich diese Rolle freilich in engen Grenzen.

Kuhn sprach in Hinblick auf eine 2018 vollzogene Spaltung der Orthodoxie in der Ukraine von einem „Riss“, der auf unabsehbare Zeit die Gesellschaften auseinanderdividieren könne. Er hoffe jedoch, dass die russisch-orthodoxe Kirche jene Aussage ihres Patriarchen Kyrill ernst nehme, der zu Kriegsbeginn alle „Seiten des Konflikts“ aufgefordert habe, zivile Opfer zu vermeiden.

„Russischer Bischof braucht unsere Hilfe“

Von fünf persönlichen Treffen mit dem russischen Bischof in Wien, Aleksij von Kafa, berichtete indes der Bischof der serbisch-orthodoxen Diözese Österreich-Schweiz-Italien, Andrej Cilerdzic. „Ich habe den Eindruck, dass er unsere Hilfe braucht“, sagte er und erläuterte, dass sich der Russe an Vorgaben seiner Kirche halten müsse.

Zwar habe er auf die Frage, warum er sich nicht öffentlich gegen Militärschläge äußere, keine klare Antwort geben können, Aleksij sei jedoch ein vernünftiger Bischof und man müsse mit ihm sprechen, erklärte Cilerdzic. Der serbisch-orthodoxe Geistliche hatte selbst kurz nach Kriegsbeginn „den mörderischen Überfall Russlands auf die Ukraine“ deutlich verurteilt.

Keine Redefreiheit

Während die ÖVP-Menschenrechtssprecherin im Nationalrat, Gudrun Kugler, eine Chance sah, so es zu einem Treffen von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill käme, zeigte sich der ukrainische Pfarrer der griechisch-katholischen Kirche, Taras Tschagala (Chagala), diesbezüglich skeptisch. Schöne Worte hätten leider ihre Eindeutigkeit verloren, erklärte er. „Wenn die Russen die Ukraine angreifen, sagen sie, dass sie keinen Krieg führen und dass das kein Angriff sei, sondern eine Befreiung“, erzählte er. Man müsse klar sagen, dass Krieg Krieg sei und töten töten.

Dass Menschen in Russland nicht sagen dürften, was sie dachten, sah der ukrainische Priester auch als Beleg für die Verfolgung von Christen in diesem Land. Er wisse aber nicht, ob man ihnen helfen könne. „Meine Landsleute in der Ukraine leiden. Aber sie dürfen darüber reden“, betonte Tschagala.

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