Pakistanischer Christ Imran Masih nach elf Jahren im Gefängnis freigesprochen
Christen in Not unterstützt das Blasphemie-Opfer und seine Familie seit langem
Wien, am 16. Dezember 2020 – Soeben hat die ökumenische Hilfsorganisation Christen in Not erfahren, dass Imran Masih vom Obersten Gericht in Lahore, Lahore High Court Lahore, im Rahmen der Berufungsverhandlung „ehrenhaft freigesprochen“ wurde. Der pakistanische Christ war seit dem 1. Juli 2009 wegen angeblicher Blasphemie hinter Gittern. Erst das qualvolle Warten auf ein Urteil, dann auf Berufungsverhandlungen, die durch Spenden aus Österreich möglich gemacht wurden. Zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt, wurde die Strafe im vergangenen Juli auf 35 Jahre Gefängnis „reduziert“.
Glückliche Weihnachten
Elmar Kuhn, Generalsekretär von Christen in Not: „Wir betreuen diesen tragischen Fall von Anfang an, seit elf Jahren. Eine Mitarbeiterin von uns konnte während ihres Pakistan-Besuchs im Jahr 2017 Imrans Familie persönlich kennenlernen und Imran im Gefängnis besuchen. Dabei konnten wir der hilflosen Familie die Unterstützung aus Österreich zusagen. Seitdem klammerten sich Imran und seine Familie an die Hilfe von Christen in Not. Heute ist ein 11-jähriges Martyrium zu Ende gegangen. Das wird endlich wieder ein glückliches Weihnachtsfest bei der Familie.“
Während des CiN-Besuchs berichtete damals der Vater des Inhaftierten, dessen gesundheitlicher Zustand sich seit der Verhaftung seines Sohnes dramatisch verschlechtert hatte: „Er ist ein liebevoller Mann, der sich bei uns um vieles gekümmert hat. Er hat nichts Falsches gemacht, die Blasphemie-Anklage war nur ein Vorwand eines konkurrierenden Geschäftspartners“. Imrans Mutter brach damals in Tränen aus. „Wir können mit ihm nur durch eine Glaswand sprechen. Er fragt jedes Mal, welcher Tag es ist, da er schon das Zeitgefühl verloren hat. Trotzdem bleibt er im Gefängnis seinem Glauben treu!“
Die Hintergründe: Unhaltbare Blasphemie-Vorwürfe
Wie Christen in Not in den vergangenen Jahren mehrmals berichtete, wurde der heute 40-jährige Buchhändler Imran Masih im Jahr 2010 zu lebenslanger Haft verurteilt. „Seit langem beneidete ihn sein muslimischer Nachbar für seine Buchhandlung“, erzählt damals sein Vater. Die Vorgeschichte klingt grotesk: Am 1. Juli 2009 verbrannte der damals 26-jährige Imran Altpapier. Der Muslim sah nun die Chance, das Geschäft an sich zu reißen. Er behauptete, Imran habe bei dieser Entrümpelungsaktion absichtlich Seiten des Koran verbrannt und Mohammed damit beleidigt und entehrt. Dieses Gerücht wurde per Lautsprecher von den umliegenden Moscheen verbreitet. Kurz darauf versammelten sich über 400 zornige Islamisten vor Imrans Haus; einige schlugen ihn zusammen. Noch am selben Tag wurde der Christ verhaftet und am 11. Jänner 2010 zu lebenslanger Haft und einer Geldstrafe von 100.000 Pakistanischen Rupien (ca. 800 €) verurteilt.
Imrans Familie musste wegen Morddrohungen aus ihrem Haus in den Untergrund fliehen. Finanziell ist sie seitdem auf gelegentliche Tageslöhne und die CiN-Unterstützung angewiesen.