SYRIEN: Christen im Norden „sitzen auf gepackten Koffern“
Christen in Nordsyrien könnten einer aktuellen Analyse zufolge leicht zur Flucht aus ihrer Heimat getrieben werden. Aus Gesprächen mit Vertretern christlicher Exilorganisationen sei zu schließen, dass die Christen in der Region „auf gepackten Koffern sitzen“, heißt es in der Studie „Zur Lage und den Perspektiven der Christen in Nord- und Nordostsyrien“ der Konrad-Adenauer-Stiftung, die der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorab vorliegt.
Der Anteil der Angehörigen der christlichen Minderheit unter den Syrern, die das Land seit 2011 als Flüchtlinge verlassen haben, sei überproportional hoch, heißt es weiter. Im ungünstigsten Fall könnten aktuell nur noch rund 300.000 Christen in Syrien leben, im günstigsten bis zu 750.000. Im Jahr 2010 – vor Ausbruch des Bürgerkriegs – waren es noch zwischen 1 und 1,5 Millionen gewesen.
Noch ist es unpraktisch zu flüchten
Die Christen in Nordsyrien hindern laut der Analyse praktische Gründe daran, das Land zu verlassen. So sei die Grenze zur Türkei seit geraumer Zeit geschlossen, so dass auch christliche Flüchtlinge – anders als in den vergangenen Jahren immer wieder berichtet – keine Möglichkeit mehr hätten, in das Land einzureisen. Manche Betroffene würden auf andere Nachbarländer ausweichen – vor allem auf den Libanon als Zwischenstation auf dem Weg in den Westen. Die zeitweise Aussetzung von Umsiedlungsprogrammen durch die USA und die EU-Flüchtlingspolitik ließen diesen Weg aber als wenig erfolgversprechend erscheinen.
Sollten sich allerdings die Bedingungen in Nordsyrien – wie so oft in den vergangenen Jahren – kurzfristig ändern, könnten die Christen in Nordsyrien in großer Zahl versuchen, ihre Heimat zu verlassen, warnt die Studie. Auslöser dafür könnten etwa ein Abzug der US-Truppen und die Einrichtung einer Sicherheitszone in Nordsyrien unter türkischer Kontrolle sein.
Quellen: kap/kna/christeninnot