Wien, am 03.07.2023

Wehret den Anfängen! Vandalismus in Wien und Morddrohung in Pakistan

Vandalismus gegen religiöse Symbole – Berechtigter Zorn gibt kein Recht auf Sippenhaftung

Der Vandalenakt gegen den Gebetsgarten in Floridsdorf heute Morgen macht sehr betroffen. Wiens Tradition der friedlichen Koexistenz der Religionen kommt ins Wanken. Für Christen in Not könnte dahinter eventuell auch ein fundamentalistischer Racheakt stehen, der in Zusammenhang mit der Koranverbrennung in Schweden zu sehen wäre. Angesichts der Mordrohungen gegen Christen in Pakistan sind solche Vandalismus der erste Schritt zur Gewalt, die dann auch zu Mord und Totschlag führen können. CiN-Generalsekretär Elmar Kuhn: „Wehret den Anfängen. Was mit Statuten und Gebetsplätzen beginnt, kann schnell zu Gewalt gegen Menschen führen. Für religiösen Hass auf welcher Seite auch immer muss es eine Null-Toleranz-Grenze geben.“

Der schwedische Hintergrund

Salwan Momika, ein 37-jähriger Iraker, der vor einigen Jahren nach Schweden geflohen ist, zerriss und zündete am Donnerstag Seiten des islamischen heiligen Buches an, als Muslime das Eid al-Adha-Fest am 29. Juni 2023 feierten. Kardinal Schönborn hatte auf Twitter diese Tat verurteilt: Die Vernichtung heiliger Bücher, welcher Religion auch immer, sei „ein Akt von Intoleranz und Hass, der unsere christlichen und bürgerlichen Grundwerte mit Füßen tritt“. Papst Franziskus sieht das ebenso: Jedes Buch, das von seinen Verfassern als heilig angesehen wird, muss aus Respekt vor den Gläubigen respektiert werden. Die Meinungsfreiheit darf niemals als Vorwand dienen, um andere zu verachten.“

Nach diesem Vorfall sind keine Kirche und kein Christ mehr in Pakistan sicher

In unseren Hilfsprojekten in Pakistan geht jetzt die Angst um, dass es aufgrund der Koranverbrennung zu Mordaktionen gegen Christen kommt. In einem offenen Brief der sunnitisch-muslimischen, militanten Dschihadistenorganisation Lashkar-e-Jhangvi (LeJ oder Armee von Jhangvi) fordern die Fundamentalisten: „Das Christentum hat den Islam wieder einmal herausgefordert, als ein schwedischer Staatsbürger den Heiligen Koran entweiht hat. Wenn ein Christ den Heiligen Koran in einem anderen Land entweiht, dann werden die Anhänger von LeJ Pakistan zu einer Hölle für Christen und das Christentum machen. Nach diesem Vorfall sind keine Kirche und kein Christ mehr in Pakistan sicher. Insha’Allah, so Gott will, werden die sunnitischen Muslime ihr Leben opfern, um sich an den Christen zu rächen und die Schändung des Heiligen Koran zu rächen.“

Elmar Kuhn stellt klar: „So sehr wir Hass und Zerstörung religiöser Symbole welcher Religion auch immer verurteilen, so klar muss dennoch sein: Keine Sachzerstörung und kein Hasswort darf zu Sippenhaftung für eine ganze Religionsgemeinschaft führen.“ Mord ist nie eine Antwort, es ist nur ein Versagen des Respekts vor dem Leben an sich. Kuhn weiter: “Wir befürchten, dass unsere Partner in Pakistan in unmittelbarer Todesgefahr sind und suchen das Außenministerium auf, unverzüglich die pakistanische Regierung um Schutz gegen den aufgehetzten Mob zu bitten.“

Die Hetze gegen Christen in Pakistan zeigt aber auch, dass religiösen Fundamentalisten jeder Anlass Recht ist, um gegen Christen den Generalverdacht zu äußern. Denn die Koranverbrennung in Schweden war kein Akt eines Christen. Doch auch wenn es der Akt eines Christen gewesen wäre, so gibt berechtigter Zorn kein Recht auf Sippenhaftung und Gewalt gegen Menschen.

(CiN)