Wieder Todesstrafe für pakistanischen Christen wegen Blasphemie
Mann soll angeblich via Handy blasphemische Kurznachrichten verschickt haben – Anwalt aus dem Verteidigerteam der Christin Asia Bibi kündigt Berufung gegen Urteil an.
Islamabad – Menschenrechtler haben gegen die Todesstrafe für den wegen Blasphemie verurteilten pakistanischen Christen Asif Pervaiz protestiert. Premierminister Imran Khan solle mehr für den Schutz nichtmuslimischer Pakistaner und den Kampf gegen Radikalismus tun, sagte der im kanadischen Exil lebende pakistanische Aktivist Nadeem Bhatti am Mittwoch dem asiatischen Pressedienst Ucanews.
Pervaiz war am Dienstag von einem Gericht in Lahore zum Tod durch den Strang verurteilt worden, weil er angeblich über sein Handy blasphemische Kurznachrichten verschickt haben soll. Vor der Vollstreckung muss der 37-Jährige zunächst eine dreijährige Haftstrafe wegen „Missbrauchs des Telefons“ abbüßen sowie eine Geldstrafe von umgerechnet 255 Euro zahlen. Sein Anwalt, der auch zum Verteidigerteam der Christin Asia Bibi gehörte, kündigte Berufung gegen das Urteil an. Die Kommission für Frieden und Gerechtigkeit der katholischen Bischofskonferenz von Pakistan hatte laut Ucanews der Familie des Beschuldigten Rechtshilfe geleistet.
Amnesty International (AI) forderte im August angesichts der „alarmierenden Zunahme von Blasphemiebeschuldigungen“ die Aufhebung der entsprechenden Gesetze Pakistans. „Die breite, vage und zwanghafte Natur der Blasphemiegesetze verletzt die Rechte auf Religions- und Glaubensfreiheit sowie auf Meinungsfreiheit. Sie werden gegen einige der am stärksten ausgegrenzten Menschen in der Gesellschaft wie Kinder, Menschen mit geistigen Behinderungen, Angehörige religiöser Minderheiten und arme Menschen eingesetzt“, kritisierte AI.
Blasphemie gilt im mehrheitlich islamischen Pakistan als Kapitalverbrechen, auf das die Todesstrafe steht. In der Praxis werden unter Blasphemie nur verächtliche Äußerungen und Taten gegen den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed verstanden. Neben Muslimen werden häufig Christen Opfer des Blasphemiegesetzes. Prominentester Fall war der der Katholikin Asia Bibi, deren Verurteilung zum Tod wegen angeblicher Blasphemie nach fast neun Jahren in der Todeszelle im Jänner 2019 durch das höchste Gericht Pakistans letztinstanzlich aufgehoben wurde. Im Mai 2019 konnte die Katholikin unter größter Geheimhaltung nach Kanada ausreisen.
Quelle: KAP / KNA