Indien: „Die größte Schande des Landes sind die Lynchmorde“
Der indische Jesuit Pater Cedric Prakash verurteilt die blinde Gewalt, mit der Hindus sich insbesondere gegen Mitglieder der muslimischen und christlichen Minderheiten des Landes wenden. Für ihn ist das Problem der Lynchmorde so weit verbreitet, dass es „als ein gesetzlich strafbarer Terrorakt betrachtet“ werden müsse Ein Gesetz sei erforderlich, so der katholische Geistliche.
Konkret verweist der indische Aktivist auf den brutalen Mord an Tabrez Ansari. Das Video des 24-jährigen muslimischen Mannes aus Jharkhand, der auf dem Boden hockte und um sein Leben flehte, wurde viral. „Dank der Videos von Smartphones ist die Gewalt sichtbar, sie ist brutal und sie wird viral“, sagt der Jesuit.
Regierung ergreift keine Maßnahmen
Laut FactChecker wurden seit 2012 insgesamt 311 Menschen angegriffen, 47 von ihnen getötet. Bereits im September 2017 forderte der Oberste Gerichtshof die Staaten auf, mit „starken Maßnahmen“ einzugreifen. „Aber bisher ist absolut nichts passiert“, sagt Prakash. In einigen Staaten sei die Regierung sogar offen mit den mörderischen Verbrechern verbunden.
Aus diesem Grund werde ein neues Anti-Lynch-Gesetz die mörderischen Mobs nicht allein unterdrücken können. „Die Zentralregierung muss gemäß den Richtlinien des Obersten Gerichtshofs klarstellen, dass Lynchjustiz nicht toleriert wird“, sagt Prakash.
Die Kuh als Vorwand
Die „heilige Kuh“ sei oft der vermeintliche Grund für die Gewalt. Die Kuh ist im Hinduismus ein heiliges Tier und das Töten gilt als Empörung der Götter. Einige indische Bundesstaaten haben den Handel mit Rindern und den Verzehr von Rindfleisch verboten. Für viele Christen und Muslime ist die Kuh aber das Hauptnahrungsmittel sowie die einzige Einkommensquelle für viele Arme, die Tierhaut verarbeiten. Für Prakash ist die angeblich zum Schutz heiliger Kühe verübte Gewalt eine „Form des Staatsterrorismus“.
Quellen: asianews – vm