Managua
Nicaragua: Konflikt zwischen Ortega-Regime und römisch-katholischer Kirche spitzt sich weiter zu
Bischof Alvarez droht ein Prozess wegen Verbreitung von Falschnachrichten und Verschwörung gegen den Staat.
Die politisch motivierten Anschuldigungen können viele Jahre Haft für Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa, nach sich ziehen. Der 56-Jährige steht nach wie vor unter Arrest, welcher jetzt verschärft wurde: Familie und Freunde dürfen den bekannten Geistlichen nun nicht mehr besuchen. Neben dem Bischof werden auch mehr als ein Dutzend Geistliche in Gewahrsam gehalten.
In einem anonymen Brief von 30 Ordensleuten und Priestern wird Kardinal Leopoldo Brenes „Schweigen, Konformismus und Gleichgültigkeit“ gegenüber dem Regime vorgeworfen. Er zeige sich zu wenig solidarisch mit verfolgten, inhaftierten und exilierten Kirchenvertretern: „Während hunderttausende Nicaraguaner unter dem Drama von Armut, Arbeitslosigkeit, erzwungener Migration, ungerechtfertigter Inhaftierung oder schmerzhaftem Exil oder dem Verlust geliebter Familienmitglieder leiden, tun sie alles, um einen Konflikt mit der blutigen Diktatur zu vermeiden.“
Auch der Druck auf Papst Franziskus steigt. Die in Managua geborene Menschenrechtsaktivistin und Ex-Frau des Rolling-Stones-Sängers, Bianca Jagger, forderte klare Worte aus Rom: „Der Weg eines Dialogs ist nicht gangbar mit einer Regierung, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht.“ Auch das nicaraguanische Zentrum für Menschenrechte fordert eine klare Positionierung Roms.
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk äußerte sich vor kurzem zu Nicaragua. Die Zahl der Personen, „die willkürlich inhaftiert wurden, weil sie ihre politische Meinung geäußert oder als Kritiker der Regierung wahrgenommen wurden, ist von 195 im September auf heute 225 gestiegen“. Darunter auch Angehörige von politischen Häftlingen, um den Druck auf Dissidenten zu erhöhen. Die Haftbedingungen, vor allem im berüchtigten El Chipote-Gefängnis, seien „unmenschlich“, so Türk.
(kap)
19.12.2022
UPDATE 15.01.2024 Bischof Álvarez ausgewiesen